Joachim Radkau

Natur und Macht

Eine Weltgeschichte der Umwelt
Cover: Natur und Macht
C.H. Beck Verlag, München 2000
ISBN 9783406460449
Gebunden, 438 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Bereits in prähistorischer Zeit haben die Menschen durch Brandwirtschaft, Jagd und Viehzucht, durch Wanderfeldbau und Waldweide ihre Umwelt weiträumig verändert und beeinflußt ? und sie haben die unvorhergesehenen Folgen ihres Tuns zu spüren bekommen. Allgemeiner gesagt: Weltgeschichte ist in ihrem Untergrund schon immer von den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt bestimmt worden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2000

David Gugerli hatte erst nicht so recht Lust, das Buch zu lesen, da er für "ökologisch verbrämte Endzeitszenarien" in denen der Autor uns "genüsslich" unseren bald bevorstehenden Untergang beschreibt, wenig übrig hat. Doch dann - Überraschung -hat ihm das Buch doch sehr gefallen. Ein "intellektuelles Abenteuer" sei die Lektüre, meint er. Bewundernd zählt er zu den Vorzügen des Buchs die "analytische Präzision", mit der Radkau vor allem immer dann glänze, wenn er sich mit vereinfachenden Erklärungsmodellen auseinandersetze. Gugerli lobt auch die "humorvolle Darstellung" und die "gewitzten Hinterfragungen". Besonders interessant fand er Radkaus Auseinandersetzung mit der Umweltgeschichte des Kolonialismus und der Ökobewegung des 20. Jahrhunderts. Gelegentlich fehlt ihm der rote Faden in dieser Universalgeschichte der Umwelt. Aus diesem Grund bedauert er, dass Radkau sich keiner "Reader`s Digest-Methoden" bedient habe. Was immer das für Methoden sind.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.05.2000

Franz-Josef Brüggemeiers Rezension gleicht einer Lobeshymne, in der er außerordentlich viele Vorzüge des Bandes aufzählt. Im Vordergrund steht für ihn, dass Radkau mit zahlreichen Mythen der Umweltbewegung aufräumt, beispielsweise damit, dass "Mensch und Natur früher in einem weitgehend harmonischen Verhältnis miteinander gelebt" hätten, und dass Völker in weniger industrialisierten Ländern dies heute noch täten. Brüggemeier betont jedoch, dass dies nicht das einzige Anliegen des Autors ist. Vielmehr beschreibe er in seiner "umfassenden, gut geschriebenen und äußerst interessanten Darstellung" den Umgang der Menschen mit der Natur, wobei er nicht nur historische, politische, militärische und wirtschaftliche u. ä. Aspekte beleuchtet, sondern auch biologische (beispielsweise die Auswirkungen eingeschleppter Viren in Lateinamerika und die Folgen von Monokulturen). Besonders lobenswert findet der Rezensent, dass Radkau darüber hinaus einen umfassenden Überblick über die internationale Literatur zu der Thematik bietet: "Eine vergleichbar umfassende Darstellung liegt bisher in keiner anderen Sprache vor", findet Brüggemeyer, der noch viele andere Vorzüge des Buches hervorhebt und offensichtlich jede Seite des Bandes mit Gewinn gelesen hat. Zwar bedauert er, dass der Autor die vergangenen beiden Jahrhunderte nur kurz behandelt und dazu wenig Neues sagt. Dies fällt seiner Ansicht nach angesichts der sonstigen Stärken kaum ins Gewicht: "Das Buch ist ein Durchbruch, nicht nur für Deutschland, sondern auch international", resümiert Brüggemeier.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Elisabeth von Thadden gesteht in ihrer eingehenden Rezension, dass es ihr bei der Lektüre zuweilen schwerfiel, den "Wald vor lauter Bäumen zu sehen"; doch lastet sie dieses nicht dem Autor, sondern dessen Forschungsgegenstand an. Radkaus "Weltgeschichte der Umwelt" gleiche einer Odyssee, die tastend und schweifend ihr Gebiet auslote und in ihrer Uferlosigkeit durchaus produktiv sei. Radkaus Stärke sieht sie in seinem geschärften Blick für die Widersprüche und Ambivalenzen in der Geschichte der Umwelt, auch wenn dabei keine "originäre Forschungsleistung" und noch weniger eine brauchbare Handlungsanleitung herauskommen würde. Gelungen findet von Thadden besonders die Passagen, die sich mit Fragen auf begrenztem Raum beschäftigen - hier lichte sich der verwirrende "Hain seiner Untersuchung zu einer Lichtung". Unverständlich findet sie, dass Radkau sich nicht genauer mit dem Problem der globalen Verstädterung beschäftigt, da es sich ihrer Meinung nach aus seinen Überlegungen zu den Städten als Wiege des ökologischen Krisenmanagements eigentlich notwendig ergeben hätte. Insgesamt sei das Buch dennoch lesenswert und biete neue Einsichten in die schwer zu überblickende Vielfalt der Einzelaspekte.