Jean Echenoz

Blitze

Roman
Cover: Blitze
Bloomsbury Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783827010384
Gebunden, 160 Seiten, 18,99 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Gregor erfand nahezu alles, was das 20. Jahrhundert prägen sollte, kam aber meistens zu früh. Oder ließ sich seine Entdeckungen nicht rechtzeitig patentieren. Seine illuminierten Röhren zum Beispiel waren fünfzig Jahre später als Neonröhren wieder da. Und wie nebenbei entwickelte er einen ferngelenkten Torpedo, aber das amerikanische Militär hatte im Ersten Weltkrieg noch keine Verwendung dafür. Den sogenannten "Stromkrieg" gegen Edison allerdings gewann er: Der von ihm entwickelte Wechselstrom ließ sich über weitere Entfernungen transportieren als Edisons Gleichstrom. Und er wurde zum Star der New Yorker Society. Ließ bei öffentlichen Auftritten optische Lichterscheinungen an seinem Haar und seiner Kleidung entstehen. Lebte im Waldorf Astoria. Verkehrte mit Kipling und Twain. 1943 verstarb der serbischstämmige Erfinder und Elektroingenieur Nikola Tesla, dessen biografische Daten Jean Echenoz das Material für seinen fiktiven Protagonisten Gregor an die Hand gaben. Und er schlägt höchst fiktionale Funken aus dem Leben dieses Jahrhundertgenies: "Blitze" beschließen Jean Echenoz' Erzählprojekt "Drei Leben": nach dem Porträt des Künstlers Ravel und des Sportlers Emil Zátopek (Laufen) nun der Roman über den Wissenschaftler Nikola Tesla.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2012

Nikola Tesla war ein genialer Ingenieur, dessen Geschichte im Internet zu manchen Verschwörungstheorien Anlass gibt, weil er nicht zu angemessenem Ruhm gekommen ist. Jean Echenoz widmet ihm einen kleinen Band, mit dem er seine biografische Trilogie (Band 1 zu Maurice Ravel und Band 2 zu Emil Zapotek) abschließt. Rezensentin Kristina Maidt-Zinke spricht dem Band eine klare Empfehlung aus. Nichts in dem Buch ist fiktiv, insistiert sie - es mag nur so wirken, weil Echenoz dem Helden den Vornamen "Gregor" gibt. Aber es scheint Echenoz gerade um biografische Präzision zu gehen. Unterhaltsam zu lesen scheint der Band schon, weil das Leben Teslas und die Figur mit all ihren Marotten wie erfunden scheinen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.11.2012

Die stimmige Übersetzung dieses schmalen Romans ist für Ingeborg Waldinger nur das Tüpfelchen auf dem i. Der Autor Jean Echenoz schließt damit eine kleine Suite von Lebensgeschichten ab, "Ravel", "Laufen" (über Emil Zatopek) und nun "Blitze", ein Roman über den genialen Physiker und Edison-Mitarbeiter Nikola Tesla. Waldinger gefallen die Unmittelbarkeit des Erzählens und die wechselnden Tonlagen, von nüchternem Realismus über Melancholie bis Sarkasmus, mit denen Echenoz diese Geschichte eines Getriebenen erzählt. Dass der Autor seine Figur nicht preisgibt, findet sie gleichfalls respektabel. Und schließlich sagt ihr die Verarbeitung verschiedener Genres zu, des Abenteuerromans, des Krimis und des Nouveau Romans, und dies auf doch relativ engem Raum. Entstanden ist laut Waldinger eine große Hommage an Tesla, aber auch ein Buch über den technischen Fortschritt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2012

Rezensentin Lena Bopp freut sich, dass mit "Blitze" nun der dritte Roman des französischen Schriftsteller Jean Echenoz auf Deutsch vorliegt. Allerdings erscheint ihr das schmale Buch weniger als Roman, sondern vielmehr als biografische Erzählung, denn allzu viel "literarisches Eigenleben" dichte Echenoz seinem Protagonisten Nikola Tesla nicht an. Stattdessen - und die Kritikerin verurteilt das keineswegs - reichere der Autor das Leben des genialen Erfinders zwar gelegentlich mit Übertreibungen, wie etwa seiner manischen Leidenschaft für Tauben, an, im Wesentlichen konzentriere er sich aber auf die historischen Fakten. Und so erfährt die Rezensentin, dass Tesla zwar als Erster die Vorteile des Wechselstroms gegenüber dem Gleichstrom erkannte und auch die Grundlagen der Röntgenstrahlung legte, zugleich aber nicht über die Ausdauer verfügte, seine Entdeckungen profitabel nutzbar zu machen. Dabei gelinge es dem Autor, unterhaltsam und temporeich zu erzählen, lobt die Kritikerin.
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