Jane Gardam

Robinsons Tochter

Roman
Cover: Robinsons Tochter
Hanser Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783446267831
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Isabel Bogdan. England 1904 - Polly, mit sechs Jahren schon eine Pflegefamilien-Veteranin, kommt zu ihren frommen Tanten in das gelbe Haus am Meer. Hier gibt es kaum Unterhaltung, aber es gibt Bücher, und lesend entwickelt sich Polly unbemerkt zu einer stillen, unbeugsamen Rebellin. Ein Buch liest sie immer wieder: "Robinson Crusoe" wird zu ihrem Kompass in jeder Lebenslage. Ihre eigene einsame Insel verlässt Polly Flint nie ganz. Doch am Ende ihres fast ein Jahrhundert umspannenden Lebens wird sie Liebe und Enttäuschung, Depression und rettende Freundschaft kennengelernt und ihre Bestimmung gefunden haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.01.2021

Fast ausnahmslos begeistert ist Rezensentin Cathrin Kahlweit von der wieder entdeckten Romanfigur Polly Flint, die vor vierzig Jahren von der inzwischen auch in Deutschland hochberühmte Autorin Jane Gardam geschaffen wurde. Fasziniert ist sie auch von der Romanidee, dass ein Mädchen aus einem nordenglischen Fischerdorf, ohne Eltern und ohne Chancen sich mit Robinson Crusoe identifiziert - eben weil sie wie er auf seiner Insel jedes geistige und materielle Moment seines Lebens selbst herstellen muss. Ebenso überzeugend findet die Kritikerin den Hergang der Geschichte, dass nämlich aus dem heimatlichen Fischerdorf durch die Industrialisierung Englands eine Stadt hervorgeht. Auch wie Polly Flint zu einer Art Nachfahrin und Gegenfigur von Janes Austens Romangestalten wird, wie sie rebelliert, weggeht und wiederkommt, nötigt ihr großen Respekt ab. Umso enttäuschter ist die Kritikerin dann, dass die Autorin sich von ihrer Figur am Schluss entfernt und ihr Leben als emanzipierte Frau nur noch summarisch erzählend zu Ende führt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.12.2020

Rezensentin Katharina Granzin findet diesen Roman über das Waisenkind Polly, das um 1900 im reinen Frauenhaushalt seiner beiden Tanten aufwächst und sich die Welt mithilfe der Bibliothek seines Großvaters erschließt, "hinreißend". Die Kritikerin lobt den Eigensinn der Ich-Erzählerin und versteht sehr gut, dass Jane Gardam mit Jane Austen verglichen wird, schließlich werde auch hier heiter und spöttisch von Liebe erzählt. Im Gegensatz zu Austen lässt Gardam ihre Polly ihre Erfüllung aber in einer selbstgewählten Aufgabe finden, so Granzin, die diese Wendung für überaus erfrischend hält.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.10.2020

Rezensentin Sigrid Löffler erkennt in der Landschaft Yorkshires die eigentliche Heldin von Jane Gardams Roman von 1985. Die andere Heldin, ein von zwei frommen Tanten erzogenes Waisenmädchen, bietet ihr das Beispiel einer weiblichen Emanzipation mittels Literatur. Wie die Ich-Erzählerin sich mit Defoes "Robinson" gegen Klassendünkel, Judenhass und ernüchternden Sex wappnet, findet Löffler lesenswert, weil leichthändig und lebendig erzählt.
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