Ivan Nagel

Schriften zum Drama

Cover: Schriften zum Drama
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518422175
Gebunden, 318 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Regisseure, Autoren, Schauspieler. "Wie diese drei miteinander auskommen: die Beziehung zwischen Autor, Regisseur, Schauspieler ist unvermeidlich eine Frage auch der Theorie, nicht nur der herstellenden Praxis", so Ivan Nagel. Große Aufführungen erweisen sich oft als die tiefsten und überraschendsten Deutungen berühmter "klassischer" Dramen. Die Schriften zum Drama versammeln Ivan Nagels beste Essays und bieten damit einen Überblick über das Theaterschaffen in den letzten Jahrzehnten. Nagel nähert sich essayistisch und exemplarisch Dramatikern und Inszenierungen. Er analysiert Shakespeares "Troilus und Cressida", "Antonius und Cleopatra", "Timon von Athen" in ihrer Beziehung auf Krieg und Frieden, Ost und West, Reichtum und Armut und er stellt ihnen epochemachende Aufführungen gegenüber wie Fritz Kortners legendäre Inszenierung von "Emilia Galotti" 1970 in Wien, wie Peter Steins Inszenierung von "Torquato Tasso" 1969 in Bremen, die das deutschsprachige Theater nachhaltig verändert haben. Er porträtiert große Autoren wie Elfriede Jelinek und Heiner Müller.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2011

Beeindruckt ist Doris Meierhenrich von Ivan Nagels undogmatischem Blick auf das Theater. Nicht nach Wahrheit, sondern nach Wahrhaftigkeit suche Nagel in seinen Analysen und werfe ohne "rhetorische Feuerwerke" einen offenen und kritischen Blick auf die Werke von Peter Zadek, Elfriede Jelinek und anderen Theatergrößen. Notwendig muss Theater für Nagel sein und "Lebensrelevanz" besitzen, die sich nicht in ideologischer oder ästhetischer Selbstbeschauung erschöpfen darf, so Meierhenrich. Diese Haltung bewundert die Rezensentin ebenso wie Nagels unprätentiösen Stil, an dem sich zeigt, dass hier jemand mit kritischer Liebe die Bühne betrachtet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2011

Zum achtzigsten Geburttag Ivan Nagels bespricht Philipp Ramer zwei neue Bände einer kleinen Werkausgabe, die der Suhrkamp Verlag herausbringt, "Schriften zur Kunst" und "Schriften zum Drama". Auf den zweiten Band geht er dabei ausführlicher und merklich emphatischer ein. Er entlehnt Nagels eigenen Darlegungen die Formel von der "schonungslosen Behutsamkeit" und beschreibt sie als die Methode, mit der Nagel das Verhältnis von Stücktext - als einer bloßen trockenen Potenzialität - und seiner Realisierung durch die Inszenierung, die den Text erst wahr macht, kennzeichnet. Sehr genau, so Ramer, trifft Nagel dabei das, was etwa an den "Tasso"-Inszenierungen Fritz Kortners oder Peter Steins das jeweilige Skandalon war, das neu dem Text Abgelauschte. Diese Band ist sicherlich für jüngere Regisseure sehr zu empfehlen!

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2011

Ivan Nagels gesammelte Theateraufsätze aus fünfzig Jahren lassen Irene Bazingers Herz höher schlagen. Kenntnis der Materie, Höhe der Reflexion, Glanz der Formulierung - es stimmt alles, findet sie, wenn Nagel leidenschaftlich die Aufführung am Text misst und umgekehrt. Der Bogen, den Nagel spannt, ist zwar weit (von Shakespeare bis Jelinek). Den Ehrgeiz des Autors, die Inszenierung als letzte sinngebende Instanz des Textes zu verifizieren, erkennt sie jedoch in jedem der Aufsätze. Und ebenso die Fähigkeit, Leidenschaft argumentativ präzise zu fassen und zu vermitteln. Für Bazinger ein lehrreiches Vergnügen mit nur zwei kleinen Kratzern: Die hier und da sich zeigende Apodiktik des Autors und das Fehlen von Textnachweisen.
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