Inga Markovits

Diener zweier Herren

DDR-Juristen zwischen Recht und Macht
Cover: Diener zweier Herren
Ch. Links Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783962890858
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Waren Juristen in der DDR "ideologieanfälliger" als die Vertreter anderer Berufe? Dienten die Rechtswissenschaftler einem "Unrechtsstaat"? Wie ging die SED mit den Juraprofessoren um, wie brav befolgten diese die Parteibeschlüsse? Die amerikanische Rechtshistorikerin Inga Markovits benutzt die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin als Labor, um zu beschreiben, wie sich Juristen in der DDR im Spannungsfeld zwischen Macht und Recht bewegten. Sie erzählt die 40-jährige Geschichte der Fakultät aus drei verschiedenen Perspektiven: als Anpassung und Unterwerfung unter die SED, als mürrisches Ausweichen und Unterwandern von Parteibeschlüssen sowie als Verschleiß des politischen Glaubens an den Sozialismus oder zumindest an die Partei. Markovits resümiert: Die DDR wurde nie zum "Rechtsstaat" im technischen Sinn des Wortes, aber sie war auch kein "Unrechtsstaat", sondern bewegte sich im Laufe der Jahrzehnte vom "Nicht-Rechtsstaat" allmählich auf den Rechtsstaat zu.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.2020

Rezensentin Anna Kaminsky erfährt aus dem Buch von Inga Markovits, wie sich Juristen in der DDR zwischen Macht und Recht entschieden. Die Kapitel zu Anpassung, "mürrischem Gehorsam" und Handlungsspielräumen eröffnen Kaminsky den Blick auf ein Rechtssystem, das die Bürger zu bedrohen und zu kontrollieren suchte. Wie sich die Situation nach Stalins Tod ändert und die Juristen das sozialistische Recht in Frage stellten, nach dem Mauerbau aber die Partei die totale Kontrolle übernahm, bevor das Blatt sich in den achtziger Jahren wiederum wendete, liest Kaminsky mit Interesse und Dankbarkeit für die eingängige Schreibe der Autorin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2020

Uwe Wesel beglückwünscht die Juristin Inga Markovits zu ihrem "Alterswerk", einem fairen, laut Wesel auf immenser Kenntnis beruhenden Bild der DDR-Justiz. Wie die Autorin anhand einer kleinen Gruppe von Rechtsgelehrten an der HU Ostberlin akribisch und recherchestark erkundet, wie Juristen in einer Diktatur arbeiten, scheint Wesel lesenswert. Die Autorin gestattet ihm, sich eine eigene Meinung zu bilden, bringt aber auch eigene Schlussfolgerungen, wenn sie das (Un-)Recht in der DDR und im NS-Staat miteinander vergleicht. Dass sich die DDR unter dem Einfluss ihrer Juristen allmählich auf einen Rechtsstaat zubewegte, ist eine der Folgerungen im Buch, teilt Wesel mit.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.07.2020

Rolf Lamprecht wirft mit der deutsch-amerikanischen Juristin Inga Markovits einen Blick auf die Praxis der DDR-Juristik. Dass die Autorin nicht polemisch vorgeht und der Unterdrückung wie auch der Normalität in der Staatstheorie der DDR nachspürt, gefällt Lamprecht. Für ihn liegt der Reiz des Buches in seiner Vielschichtigkeit, die ihn anregt, über Rechts- und Unrechtsstaat nachzudenken und darüber, ob und wie sich Juristen in der DDR dem "Druck von oben" beugten.
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