Imre Kertesz

Briefe an Eva Haldimann

Cover: Briefe an Eva Haldimann
Rowohlt Verlag, Reinbek 2009
ISBN 9783498035457
Gebunden, 141 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Kristin Schwamm. In einem Budapester Schwimmbad erfuhr Imre Kertesz 1977 zufällig, dass in der Neuen Zürcher Zeitung eine Rezension seines in Ungarn kaum beachteten Erstlings Roman eines Schicksallosen erschienen war. Die Verfasserin war Eva Haldimann, die, selbst ungarischer Abstammung, das Literaturgeschehen in ihrer ehemaligen Heimat mit ihren hoch geschätzten Buchbesprechungen in der NZZ über Jahrzehnte zuverlässig begleitete, um den Autoren ein kleines Fenster nach dem Westen zu öffnen. Zwischen der Rezensentin und dem Autor entwickelte sich ein Briefwechsel, der seine höchste Intensität erst nach der anderen großen Öffnung, der europäischen Wende, erreichte und damit zu einem sehr persönlichen und einem Zeitdokument über das Jahrzehnt zwischen Kertesz erstem literarischen Erfolg in Deutschland und dem Nobelpreis 2002 geworden ist - seinen einzigartigen Aufstieg vom verkannten ungarischen Schriftsteller zum Weltautor.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

"Aufschlussreich" findet Ilma Rakusa den Briefwechsel zwischen Imre Kertesz und der Schweizer Literaturkritikerin Eva Haldimann, auch wenn nur die Briefe des Autors erhalten sind. Ilma Rakusa beschränkt sich in ihrer Rezension darauf, die wiederkehrenden Themen in Kertesz' zwischen 1977 und den neunziger Jahren entstandenen Briefen zu benennen: Immer wieder gehe um Kertesz' von Isolation geprägte Situation in Ungarn und um die Frage, ob er nicht besser emigrieren würde. Kertesz' Briefe überspannen die Wendezeit, in der sich der Autor, wie Rakusa beobachtet, verbittert zeigt, dass seine Landsleute die Veränderung nicht als Entdeckung der Freiheit, sondern als Zusammenbruch erleben würden. Seine Selbstdefinition als Individuum, dem die Zuschreibungen, Ungar oder Jude zu sein, gleichermaßen "absurd" sind wie das Dasein überhaupt, führt ihn zum Camus'schen Satz, das Glück sei eine Pflicht, konstatiert die Rezensentin. Von Haldimann, deren Wirken Rakusa für Kertesz' Rezeption höchste Bedeutung zuerkennt, gibt es in diesem Band zwar keine Briefe, doch im Anhang immerhin Auszüge aus einigen Artikeln zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.09.2009

Als "Chronik einer schwierigen Gegenwart Ungarns" hat Rezensent Hans-Peter Kunisch die Briefe des ungarischen Nobelpreisträgers an "seine wichtigste Leserin", die Kritikerin Eva Haldimann, geschrieben, deren Profil freilich sehr unscharf bleibt. Die Korrespondenz, von der nur Imre Kertesz' Briefe abgedruckt sind, beginnen im Jahr 1977 und brechen - lesen wir - mit dem Nobelpreis ab. Kuhnisch zufolge kommentiert Kertesz darin private Befindlichkeiten ebenso, wie die Zeitverläufe, was besonders dramatisch in den Jahren um 1990 wird. Interessant findet der Rezensent auch, dass dieser Autor weniger den Ostblock als seine individuelle Existenz als Käfig beschreibt - ein Zustand, der augenscheinlich bei aller Beschränkung auch ein Maximum an Freiheit bietet. Dennoch erschüttert Kunisch auch ein Bericht aus der maroden Stadtmitte Ostberlins kurz nach dem Mauerfall.

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