Henry Louis Mencken

Gesammelte Vorurteile

Cover: Gesammelte Vorurteile
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783458170402
Gebunden, 171 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Herausgegeben, aus dem Amerikanischen übersetzt und mit einem Nachwort von Helmut Winter. Henry Louis Mencken, in Amerika geschätzt und etabliert, ist im deutschen Sprachraum so gut wie unbekannt. Mit ihm harrt ein Essayist und Kritiker seiner Entdeckung, der in den zwanziger Jahren in den Vereinigten Staaten eine ähnliche Rolle gespielt hat wie Kurt Tucholsky in Deutschland. Was er zu sagen hatte, formulierte er unmissverständlich, elegant und klar. Für eine zündende Übertreibung opferte er bedenkenlos Abwägungen und Nuancen. Seine Urteile, von klärender, oft verletzender Einseitigkeit, klangen unrevidierbar endgültig. Übersichtlich konstruiert, rhetorisch schwungvoll, alle Fairness in den Wind schlagend, erfüllten seine Essays und Rezensionen eine Grundbedingung jeder Kritik: Sie überbrückten die Kluft zwischen Autor und Leser und brachten das Publikum mit neuen Gedanken in Berührung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2003

Gerade in Zeiten, in denen die Ereignisse vermehrt zum Nachdenken über Demokratie und Krieg, die Sprache der Präsidenten und das Idiom der Massen zwingen, scheint Rezensent Hansjörg Graf eine Wiederbegegnung mit dem amerikanischen Publizisten und Kritiker Henry Louis Mencken (1880-1956) "opportun". Der von Helmut Winter herausgegebene Band "Gesammelte Vorurteile", der Menckens Schriften "Prejudices", "In Defense of Women" (1918), "Notes on Democracy" (1926) und andere, bisher nicht in Buchform erschienene Texte versammelt, hat Graf rundum überzeugt. Mencken unterziehe das Erscheinungsbild der amerikanischen Demokratie, ihrer Institutionen und ihrer Funktionäre einer ätzenden Analyse, notiert Graf. Menckens Kritiken versteht er als Versuch, "alte Begriffe mit neuen Vorzeichen zu versehen". Insgesamt lassen die "Vorurteile", von Winter "geschmeidig" übersetzt, "die Umrisse einer kontroversen Figur" erkennen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.03.2001

Nachdem Ludger Lütkehaus die außergewöhnliche Persönlichkeit des Henry Louis Mencken (1880-1956) vorgestellt hat, erzählt er von dessen gnadenlosem Spott, mit dem er alles überzog, was unter dem Schutzgebot ur-amerikanischer "political correctness" stand: Vom Sozialismus bis zur amerikanischen Demokratie scheint er nur wenig ausgelassen zu haben. Entsprechend widersprüchlich ist zunächst das Bild, was der Rezensent aber dadurch erklärt, dass sich bei Mencken eine "schiere Lust an der Provokation" mit einer "abgrundtiefen intellektuellen Skepsis" verband. Das Buch, zusammengefasst aus den sechs Bänden der `Prejudices`, lese sich wie eine "fulminante Sammlung" eines Intellektuellen, dessen Waffe oft nicht das "Florett, sondern die Keule" ist. Der Rezensent wagt einen Vergleich, bei dem er aus Persönlichkeitsaspekten kritischer Geistesgrößen von Shaw bis Nietzsche den Charakter von Mencken zu collagieren sucht. Dieses Unterfangen wäre, wie Lütkehaus einräumt, vom "suizidalen Hedonisten" Mencken sicherlich umgehend mit einem rhetorischen Hieb in die Tiefe der Rezensentenseele geahndet worden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Werner von Koppenfels ist recht angetan von der deutschen Auswahl der Essays und Glossen des politisch immer unkorrekten, wortgewaltigen amerikanischen Journalisten und Publizisten Henry Louis Mencken (1880-1956). Der führte G.B. Shaw und Nietzsche in den USA ein, machte eine Wandlung vom Anti-Demokraten zum Menschenrechtler durch und erklärte 1920 ?ohne viel Federlesens die Gesamtheit der Südstaaten zur Kulturwüste?. Ganz angebracht findet Koppenfels den Klappentext-Vergleich mit Karl Kraus und Kurt Tucholsky nicht, goutiert aber den Spruch: ?Demokratie ist die Kunst, den Zirkus vom Affenkäfig aus zu leiten.?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.10.2000

Lutz Hagestedt scheint dieses Buch durchaus mit einigem Gewinn und Amusement gelesen zu haben, allerdings deutet er an, dass man schon einiges von Mencken gelesen haben muss, um seine Ironie zu verstehen. Denn Mencken ist jemand, wie der Rezensent anmerkt, der sich "bewusst extreme Überzeugungen zu eigen macht", um sie dadurch wieder ad absurdum zu führen. Bei der Lektüre stellt sich also demnach stets die Frage, ob Mencken das, was er schreibt, auch wirklich so meint. Als Beispiel nennt Hagestedt unter anderem Menckens Begeisterung für die Todesstrafe, die er als besonders `humane Methode` beschreibt, da sie physisch und psychisch schmerzlos sei, wie er mit detaillierten Schilderungen zu begründen versucht. Nach Hagestedt ist es wichtig, dieses Maskenspiel des Autors lesen zu können, und wenn einem dies gelinge, erweise sich Mencken durchaus als "Moralist". Nicht zuletzt zeigt sich der Rezensent beeindruckt vom "bösen Witz" und "virtuosen Stil" des Autors.
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