Anthony O. Scott

Kritik üben

Die Kunst des feinen Urteils
Cover: Kritik üben
Carl Hanser Verlag, München 2017
ISBN 9783446254671
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer. Wir alle sind Kritiker. Ob im Kino, im Restaurant oder beim Fußball, wir wissen sofort genau, was gut war und was in die Hose gegangen ist. Und wir machen unser Urteil auch gleich in allen möglichen Medien öffentlich: Daumen rauf, Daumen runter. Reicht das? A. O. Scott, in der "New York Times" für die Filmkritik verantwortlich, hat da so seine Zweifel. Er plädiert dafür, die Kritik als eine Kunst zu betrachten. Nicht der spontane Reflex zählt, sondern die fundierte Kenntnis, dazu das genaue Argument, das zu einem begründeten Urteil führt. Langweilig? Überhaupt nicht. Das feine Urteil als hohe Kunst betrieben macht unsere Gespräche interessanter, egal, ob es um Romane oder um Rotwein geht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2017

Was der Filmkritiker der New York Times A. O. Scott zur Verteidigung seiner Zunft auffährt, gefällt dem Literaturkritiker Johan Schloemann ganz gut. Scott weiß laut Schloemann, worüber er schreibt, wenn er von der ordnenden Hand der Kritik im kulturellen Überangebot spricht und die Prinzipien der Kritik darlegt. Dass der Autor bei seinen Ausführungen auf eine weitere Propädeutik in die ästhetische Theorie verzichtet und stattdessen leidenschaftlich, nie weinerlich, vor einer Abschaffung der kritischen Einfühlung und Argumentation warnt und von seinen eigenen Kunsterlebnissen schwärmt, findet der Rezensent angemessen. Wie Scott außerdem das ein oder andere Vorurteil über Kritik auszuräumen versteht, indem er etwa an Künstlerkritiker wie Hector Berlioz oder Godard erinnert, imponiert Schloemann.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2017

Rezensent Alexander Cammann kann Leon Wieseltier, der dem neuen Buch des Filmkritikers Anthony O. Scott im Atlantic "Anti-Intellektualismus" vorwarf, nicht zustimmen. Zwar verzichte Scott auf ästhetische Theorien, Definitionen und weitgehend auch auf Philosophie, liefere dafür aber eine "inspirierte, dichte" Beschreibung seines Themas, das er lebendig, gelehrt und differenziert umkreise, schwärmt der Rezensent. Angeregt liest Cammann, wie der Autor sich dem Wesen der Kritik nähert, Anekdoten aus Film, Literatur, Musik und bildender Kunst einstreut und mit genau durchdachten Argumenten gegen die "Like-Dislike-Unkultur" anschreibt. Wie Scott seine Reflektionen in wunderbar "selbstironischen" Dialogen mit einem fiktiven Freund diskutiert, findet der Kritiker vergnüglich. Ein kluges Buch, das die "Sensibilität" für feinsinnigere Instrumentarien schult, lobt er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.03.2017

Rezensent Uwe Justus Wenzel lässt sich von Anthony O. Scott zu einem ausführlichen Resümee von dessen "scharfsinnigen Reflexionen" über die Kritik und die Kunst des Kritisierens hinreißen. In seinem Essay erklärt der Filmkritiker und Essayist das Wesen der Kritik, woher sie kommt, wer sie ausübt und warum und vor allem, was ein guter Kritiker mitbringen und beachten muss, lesen wir. Das ist, so Wenzel, neben einem eigenen Ton die Bereitschaft auf der endlosen Suche nach Wahrheit zu irren und sich auf Ambivalenzen und Widersprüche einzulassen. Das Verhältnis von Kritik und Kritisiertem betrachtet Scott als Kontinuum, das in beide Richtungen verläuft: Kritik ist eine Kunst und Kunst wiederum eine Form von Kritik. Ob der Rezensent mit seiner Rezension zu "Kritik üben" selbst dem Ideal nahe kommt, der "Utopie eines ganzheitlichen Menschen", das er im Essay meint anklingen zu hören, bleibt dem Leser als Kritikkritiker überlassen zu beurteilen.