Henry James

Washington Square

Roman. Deutsche Ausgabe
Cover: Washington Square
Manesse Verlag, München 2014
ISBN 9783717523109
Gebunden, 288 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Bettina Blumenberg. Catherine Sloper ist ein schüchternes, in jeder Hinsicht blasses Mädchen und eine der besten Partien New Yorks. Als ihr der attraktive Abenteurer Morris Townsend den Hof macht, geht sie bereitwillig auf sein Werben ein. Doch Catherines Vater, zugleich der Verwalter ihres Vermögens, vermutet in Townsend einen Mitgiftjäger und will eine Heirat um jeden Preis verhindern. Hin- und hergerissen zwischen kindlichem Pflichtgefühl und dem Wunsch nach Selbstbehauptung, ringt Catherine um eine Entscheidung. Hin- und hergerissen ist auch der Leser, denn über die wahren Motive aller Beteiligten des verarmten Bräutigams in spe, der ebenso naiven wie geschmeichelten Braut, des in seiner Autorität verletzten Brautvaters, der sein Vermögen einst selbst durch Heirat erworben hatte lässt uns Henry James bewusst im Unklaren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2014

Hymnisch bespricht Rezensentin Angela Schader Henry James' im Jahre 1880 erschienenen Roman "Washington Square", den sie nicht nur brillant übersetzt, sondern vom Verlag auch "erlesen" präsentiert findet. Raffiniert, klug, herrlich ironisch und boshaft erscheint Schader der Roman um eine Vater-Tochter-Beziehung, die von väterlicher Verachtung und Demütigung so wie von der töchterlich Sehnsucht nach Liebe getragen wird. Und der bald auftretende, feig-eigennützige Liebhaber der Tochter macht das "infernalische Trio dreier verwandter Seelen" vollkommen, urteilt die Kritikerin, die selten so "glänzend verpackte Lieblosigkeit" gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2014

Henry James ließ "Washington Square" bei der offiziellen New York Edition seiner Romane außen vor, weil er im Nachhinein unglücklich damit war, weiß Paul Ingendaay, der James' Urteil allerdings mitnichten teilt. Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Frau, ihres reichen Vaters und eines Heiratsanwärters, fasst der Rezensent zusammen. Die junge Frau ist verliebt, der Vater misstrauisch, der Beau führt nichts gutes im Schilde - die Konstellation ist also denkbar einfach, so Ingendaay. Aber James' "exquisite Bosheit", sein "psychologischer Röntgenblick" und die "haarfein austarierte Dramaturgie" machen die bekannte Geschichte zu einem wahren Vergnügen, verspricht der Rezensent, der das Buch auch der Gender-Forschung ans Herz legt, da gäbe es einiges zu holen
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.07.2014

Alexander Cammann hat das Gefühl, die Welt eigentlich schon immer durch die Augen Henry James' gesehen zu haben, und er warnt tunlichst vor dem Sog dieses Autors - der  die relative Unbekanntheit James' umso erstaunlicher macht, wie der Rezensent findet. Selten einmal wird er in einem Atemzug mit Proust, Flaubert und Co. genannt, weiß Cammann, der befindet: "Ein Leben ohne Henry James ist möglich, aber sinnlos". Klaffende Wissenslücken ließen sich beispielsweise in dem Erzählband "Wie alles kam" des Manesse Verlags schließen, der Rezensent empfiehlt zudem "Benvolio" und "Washington Square". In seinen Erzählungen entwirft James mit präzisem und schonungslosem Verständnis der menschlichen Psychologie "verblüffend moderne Beziehungsgeschichten", die noch heute aktuell sind, weil sie vornehmlich unter der Oberfläche ihrer Figuren arbeiten, erklärt Cammann.