Hans-Ulrich Möhring

Vom Schweigen meines Übersetzers

Eine Fiktion
Cover: Vom Schweigen meines Übersetzers
Fahrenheit Verlag, München 2008
ISBN 9783940813022
Gebunden, 428 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Ein Übersetzer, der sich nicht für Literatur interessiert. Was bewegt ihn dazu, mehr in den Texten als mit seiner Frau zu leben? Was sucht er auf seinen Wanderungen durch Deutschland? Und warum sagt ihm Stifters Kommasetzung mehr als Benjamins Übersetzungstheorie? Ein amerikanischer Schriftsteller, der die innere Geschichte seines Landes erzählen will. Was bewegt ihn dazu, ausgerechnet über diesen verstockten Übersetzer ein Buch zu schreiben? Was zieht ihn nach Deutschland, das Land seines Vaters, das dieser Anfang der fünfziger Jahre voller Entsetzen und Scham verließ? Und wie kommt er dazu, unter den Trümmern der Ideen zwischen Hermannsdenkmal und Buchenwald, bei Wilhelm von Humboldt und in den musikethnologischen Schriften seines Vaters nach seinem eigenen Deutschland zu suchen? Übersetzer und Autor sind einander so fremd wie vertraut. In ihrer Auseinandersetzung mit der Sprache klären und verwischen sich Traum und Wirklichkeit von Deutschland und Amerika, und einer wird dem anderen zur existentiellen Herausforderung. Bis die Konfrontation mit seinem fremdsprachigen Double den Autor zu einem extremen Schritt zwingt, der sich zur persönlichen Zerreißprobe entwickelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2008

Dieses Romandebüt von Hans-Ulrich Möhring hat Andrea Neuhaus ziemlich beeindruckt, auch wenn sie nicht gerade einladend die Sperrigkeit und den hohen Anspruch des Buches hervorhebt. Wie so manches große Werk der Literatur zeichne sich Möhrings Buch durch eine sehr zurückgenommene Handlung bei hohem Reflexionsanteil aus: ein amerikanischer Schriftsteller reist nach Deutschland, um dort mit seinem Übersetzer lange Gespräche über die Sprache, das Übersetzen und die Diskrepanz zwischen dem Fremden und dem Vertrauten zu führen, lässt uns die Rezensentin wissen. Als erzählerischen Einfall hat der Autor dafür nicht nur den fremden Blick des Amerikaners auf Deutschland gewählt, er gibt sich auch selbst als "Übersetzer" des Romans aus, den der amerikanische Erzähler geschrieben habe. Trotz der Reflexionsdichte ist es für Neuhaus ein äußerst "lebendiges" Buch geworden. Aber leichte Lektüre ist dieser kluge, auch stilistisch ambitionierte Roman auf keinen Fall, warnt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.05.2008

Nein, nicht mit einer der üblichen Satiren des Literaturbetriebs oder mit rein "selbstreferentieller Literatur-Literatur" hat man es bei Hans-Ulrich Möhrings Roman zu tun, stellt Rezensentin Dorothea Dieckmann ziemlich erleichtert fest. Und dann gibt sie sich "rauschhaft gespannt", wie sie bekennt, diesem Buch hin, das in der Schilderung der langjährigen Beziehung eines jungen, offenen amerikanischen Schriftstellers und seines verschlossenen deutschen Übersetzers so klug und dabei so transparent und lebendig dem Problem der Übersetzung und der Fremdheit auf die Spur zu kommen sucht, so Dieckmann. Sie preist es als rechtes "Wunder", dass es dem - auch als Übersetzer tätigen - Autor gelinge, seine "fundamentale Reflexion", die wohl auch eine Art Bilanz von Möhrings Erfahrungen mit der Sprache sei, leichtfüßig und fesselnd zu erzählen.
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