Goran Vojnovic

18 Kilometer bis Ljubljana

Roman
Cover: 18 Kilometer bis Ljubljana
Folio Verlag, Wien - Bozen 2023
ISBN 9783852568843
Gebunden, 319 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Widerwillig kehrt Marko in seine alte Heimat zurück. In Fužine, dem Vorort von Ljubljana, ist nichts mehr so, wie es war. Die Leute hängen nicht mehr in Trainingsanzügen vor dem Block ab. Die Jugendlichen beschmieren keine Aufzüge mehr und sehen jetzt aus wie brave Geklonte. Er gehört nicht mehr hierher und fühlt sich wie ein Außerirdischer. Seine Freunde sind Junkies oder zum Islam konvertiert, sein Vater hat einen Tumor und tut so, als ginge ihm das am Arsch vorbei. Nach zehn Jahren in der bosnischen Provinz bei Oma und Opa und nach einer unglücklichen Liebe zu einer abgefahrenen Muslimin versucht er dort, wo er nie zu Hause war, seinen Platz zu finden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2023

Gern verbringt Rezensent Fridtjof Küchemann Lesezeit mit den Figuren in Goran Vojnovićs Roman. Protagonist Marko und seine Kumpels werden, lesen wir, von anderen und auch von sich selbst Tschefuren genannt, ein abwertender Begriff, der in Slowenien für Menschen aus dem Süden des ehemaligen Jugoslawiens genutzt wird. Marko war weg aus Slowenien jetzt ist er aber wieder da, wegen seines kranken Vaters und auch wegen einer unangenehmen Geschichte in Bosnien. Weiterhin geht es in dem Buch um Erinnerungen an ethnische Konflikte sowie um allerlei derangierte Abenteuer, die Marko und seine Freunde in der Gegenwart erleben, führt Küchemann aus. Die von Klaus Detlef Olof wunderbar übersetzte ausgesprochen derbe Sprache hilft laut Rezensent dabei, ein eindringliches Porträt dieser Jungs zu zeichnen, die sich gegen das, was die Gesellschaft ihnen antut, zu wehren versuchen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.09.2023

Ums Dazugehören und Nichtdazugehören geht es in Goran Vojnovićs Roman, so Rezensentin Doris Akrap. Die, die in Slowenien nicht, oder jedenfalls nicht richtig dazugehören sind, lernen wir, die 'Tschefur', arme Migranten aus anderen Teilen Exjugoslawiens. Einer davon ist die Hauptfigur: Marko Đorđić, der im Roman nach jahrelanger Abwesenheit nach Ljubljana, beziehungsweise ins Tschefuren-Viertel Fužine zurückkehrt. Dort ist nichts mehr, wie es einmal war, so Akrap, die alten Kumpels sind im Knast oder führen anderweitig unerquickliche Leben, blühender Sonnenschein sieht anders aus. In der Welt, die Marko (wieder) betritt, kommt man ohne Beziehungen nicht weiter, führt Akrap aus, die begeistert davon ist, wie genau Vojnović das beschriebene Milieu trifft. Auch den Übersetzer Klaus Detlef Olov lobt sie überschwänglich. Ganz besonders freut sich Akrap über die derben, dynamischen Dialoge. Ziemlich sexistisch geht es außerdem zu in dieser Welt, heißt es weiter, wobei Marko immerhin nicht so schlimm drauf ist wie die Generation der Kriegsverbrecher. Das Fazit lautet, durchaus enthusiastisch: "Weltliteratur".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2023

Um vermeintlich richtige, weil alteingesessene, und vermeintlich falsche, weil aus anderen Balkan-Regionen zugezogene Slowenen geht es in Goran Vojnovic Buch, so Rezensent Norbert Mappes-Niediek. Die Hauptfigur Marko Djordjic will mit beiden nichts zu tun haben und auch mit Bosnien, wo er zehn Jahre lang lebt, kann er nichts anfangen. Dann ist er wieder in Slowenien und es entfaltet sich vor dem Kritiker eine Milieustudie, die vom Nebeneinander unter anderem serbischer Nationalisten und konservativer Muslime, aber mehr noch von einem allseitig rauhen Tonfall geprägt ist, der von Klaus Detlef Olof laut Rezensent geschickt ins Deutsche übertragen wird. Ein bisschen ermüdend findet Mappes-Niediek die andauernde Mutterfickerei schon; aber, konzediert er, ein Stück Wirklichkeit erfasst Vojnovic hier durchaus.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.08.2023

Rezensent Jörg Plath liest Goran Vojnovics Nachfolgeroman seines Bestsellers "Tschefuren raus!" mit Spannung. Der Held kehrt geläutert zurück in den Plattenbau in Ljubljana und wundert sich über Verspießerung bzw. den Drogenabstieg seiner alten Weggenossen. Der Text besticht laut Plath nicht zuletzt durch seine ostentativ politisch nicht korrekte Sprache. "Allerlei Schmähwörter" wie "Zigeuner" und "Flüchtling", und einen teils enervierenden Jugendslang muss die Leserin schon ertragen, warnt er. Doch oft ist das auch wirklich komisch, findet Plath, und der Autor erzählt empathisch vom Alltag in Postjugoslawien.