Glenn W. Most

Der Finger in der Wunde

Die Geschichte des ungläubigen Thomas
Cover: Der Finger in der Wunde
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406556197
Gebunden, 304 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Die Geschichte aus dem Johannes-Evangelium ist bekannt: Als Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern das erste Mal erscheint, fehlt Thomas, und als die anderen ihm erzählen, dass sie den Herrn gesehen haben, erwidert der: "Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben." Acht Tage später erscheint Jesus neuerlich seinen Jüngern, und diesmal ist Thomas zugegen, und er fordert den Zweifelnden auf, seine Hand in das Wundmal in seiner Seite zu legen und fortan zu glauben. Ob Thomas der Aufforderung Jesu gefolgt ist oder nicht, wirft eine ganze Reihe von Fragen auf - darunter jene nach dem Verhältnis von Sehen und Glauben, aber auch die nach der Leiblichkeit des auferstandenen Heilands. So ist es nicht verwunderlich, daß diese Stelle in der Heiligen Schrift seit fast zweitausend Jahren Gegenstand zahlreicher theologischer Überlegungen ist. Glenn Most hat sie intensiv studiert, sie in seinem anregenden Buch zusammengefasst, und er scheut sich auch nicht, ein klares Ergebnis zu formulieren. Zudem erforscht Most die Rezeption der Thomas-Geschichte in der Malerei, in deren Zentrum er das verstörend realistische Meisterwerk Caravaggios rückt. Ein Buch über den Zweifel, den Glauben und die Kunst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.05.2007

Diese Studie über die biblische Figur des ungläubigen Thomas wird von Rezensentin Caroline Schnyder mit Lob nur so überschüttet. Glenn W. Most habe ein detailliertes und überaus fesselndes Buch geschrieben, in dem er der Geschichte des ungläubigen Thomas seit ihrer ältesten Überlieferung im Johannesevangelium auf den Grund zu gehen suche. Insbesondere treibe den Professor für Altphilologie und Kunstgeschichte in Pisa und Chicago die Frage um, wie die verbreitete Auffassung entstehen konnte, dass der Jünger Thomas Jesus tatsächlich berührt habe, wo der Bibeltext doch davon berichtet, dass Thomas schon beim Anblick Christi geglaubt habe, so die Rezensentin fasziniert. Besonders beeindruckt hat sie das Kapitel über Caravaggios Thomas-Darstellung, deren gegenreformatorische Intention der amerikanische Autor überzeugend darstelle. Most macht mit seiner Studie die vielen überlieferten Texte und Bilder lebendig, lobt die inspirierte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2007

Findet Rezensentin Christine Tauber das Fazit des Buches auch ernüchternd, des Autors Weg dahin bekränzt sie mit Lorbeer. Tauber folgt Glenn W. Most bei seiner "geschickten" Argumentation - über die Untersuchung des Johannes-Texts, die Berichte der Synoptiker, die Thomas-Darstellungen in der bildenden Kunst und weiter. Die kriminalistische Ader des Autors macht ihr die bloße "glaubensstiftende Funktion" des Thomas-Mythos' einmal mehr evident. Spannend ist das, mehr will sie dazu gar nicht schreiben. Lieber den Autor als rackernden Meister subtiler, transdisziplinärer Texterschließung feiern. Die paar Seichtheiten und Blauäugigkeiten (in Sachen Kirchenpropaganda etwa) vergibt sie Most gerne. Lesen!
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