Giuseppe Gracia

Santinis Frau

Roman
Cover: Santinis Frau
Ammann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783250600879
Gebunden, 180 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Irgendwo im Italienerquartier hat sie begonnen, die Freundschaft von Sofia, Santini und dem Ich-Erzähler. Und hier wurde sie geboren, die Idee vom Quartierkino, das nur die großartigsten Filme zeigen soll: Dark Star, Die Dämonischen und Die Nacht der lebenden Toten. Davon träumen sie, und vom Tag, da sie Sofia heiraten werden: zwei Kinder kriegt sie von Santini, eins vom Erzähler, und für den Rest der Zeit erzählt der Geschichten. Irgendwann fährt Sofia in die Ferien; doch soviel die Freunde auch warten - Sofia kehrt nie zurück. Noch zwanzig Jahre später ist sie unvergessen. Da taucht eine Frau auf, die ihr verdammt ähnlich sieht, und sofort sind sie wieder da, die Gefühle des Erzählers, nur diesmal sind sie verboten, denn inzwischen ist sie: Santinis Frau...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2006

Eine "düstere Geschichte voller Rätsel" findet Andreas Resch in Giuseppe Gracias Roman "Santinis Frau", der wie die Vorgängerwerke "Riss" und "Kippzustand" um die Themen Verdrängung, Selbsthass und Schuld kreist. Erzählt wird von den Freunden Santinis, Sofia und einem namenlosen Erzähler, die sich mehrmals in der Woche im Keller des Gadamerhauses in einer Schweizer Großstadt treffen, um über Kierkegaards Buch "Der Begriff Angst" zu reden, zu rauchen und zu trinken. Die "besondere Qualität des Textes" sieht Resch in der Diskrepanz seiner Sprache, die er als "federleicht, beinahe schwebend" lobt, und seiner finsteren Handlung. "Man ahnt nicht", kommentiert Resch, "dass man gerade immer tiefer in einen Strudel von Selbstzerstörung und Wahnsinn hineingezogen wird." Die verschlungene Geschichte erinnert ihn an einen David-Lynch-Film: Man erkenne Verbindungen, aber auflösen lasse sich nichts.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.03.2006

Nicht nur eine von "Angst und Einsamkeit" genährte "eigentümliche Melancholie", sondern auch "ganze Wortfelder defizitärer Erfahrungen" sind der Rezensentin Beatrice Eichmann-Leutenegger bei der Lektüre von Giuseppe Gracias Einwanderer-Roman begegnet: "Versagen, Verlieren, Verspäten und ganz besonders (?) Versäumen". Doch dies, so die Rezensentin, sind eben die Zutaten jener Geschichten, die das Emigranten-Dasein hervorbringt. Vor diesem "authentisch", aber niemals "larmoyant" erzählten und autobiografisch genährten Hintergrund entfalte Gracia eine "eigenwillige" Version der Dreieckskonstellation, in dessen Mittelpunkt Sofia steht, um die der Erzähler und sein Freund Santini seit jeher buhlen. Zwar vermisst die Rezensentin ein wenig einen "zwingenden Erzählfluss", was, wie sie vermutet, an den zahlreichen Zeit- und Perspektivsprüngen liegt, doch haben sie Gracias "poetisch überhöhte Traumsequenzen" in einen Zustand "bittersüßer Sehnsucht" versetzt, von dem sie sich nur ungern getrennt hat.