Germar Grimsen

Hinter Büchern. Der Reigen

Ein Großroman
Cover: Hinter Büchern. Der Reigen
Eichborn Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783821807751
Gebunden, 479 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Der Büchernarr Christian Keller ist frischgebackener Besitzer eines Antiquariats. Schnell holen den Hölderlin-Kenner die Niederungen des Geschäftslebens ein. Lästige Kunden, unwürdig feilschende Professoren und verliebte Damen setzen dem Weltkulturerbe-Erretter zu. Und während er sich all dessen zu erwehren sucht, verschenkt er ein zerfleddertes Buch, in dem sich ein unbekannter Hölderlin-Erstdruck verbirgt. Dessen Wert wird bald erkannt, und unter den Bremer Antiquaren entbrennt ein heftiger Kampf um die Rarität, um die mit allen - auch sehr kulturfernen - Methoden gerungen wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.03.2008

Kurz, knapp und abfällig handelt Christoph Haas diesen selbsternannten, in Wahrheit aber bloß "epigonalen" Großroman ab. Sehr lang ist er auf jeden Fall, wovon die bloße Seitenzahl gar nicht den rechten Eindruck zu vermitteln scheint: Sehr kleinzeilig nämlich ist alles gedruckt und an Fußnoten überreich. In diese Fußnoten habe der zum Romancier gewordene Antiquar Germar Grimsen jede Menge Zettelkastenwissen gekippt, nicht immer mit Sinn, nicht immer mit Verstand. Nicht viel besser findet der Rezensent den eigentlichen Text, in dem ein Antiquar sein Leid mit den Kunden klagt, während ihm aber doch eine hübsche Studentin mit einem "unbekannten Erstdruck von Hölderlin" ins Haus schneit. Haas stieß bei der Lektüre zwar gelegentlich auf "boshaften Witz", beklagt aber lautstark, dass es von weniger wünschenswerten Dingen in diesem Buch zu viel gibt: nicht nur Fußnoten, sondern auch "endlose Dialogen" und "verschrobene Formulierungen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2008

Einen "Fußnoten-Roman für Besessene" erblickt Rezensent Martin Halter in Germar Grimsens Roman "Hinter Büchern", der ihn mehr als einmal an Arno Schmitts monumentales Werk "Zettels Traum" erinnert. Grimses großformatiger Roman um einen Bremer Antiquar, der versehentlich ein Hölderlin-Autograph aus der Hand gibt und damit eine Jagd unter Antiquaren, Bibliophilen, Privatgelehrten und Bücherdieben auslöst, wiegt nach Auskunft Halters zwar nur ein Achtel von "Zettels Traum". Dafür findet er das Buch, dessen Handlung ihm eher nebensächlich scheint, aber "mindestens doppelt so schwer zu lesen", vor allem weil der Großteil des Werks aus - bis zu zwanzig Seiten! - langen Fußnoten besteht, in denen ohne Ende abseitiges Wissen angehäuft wird, vom Hund in der Mathematik über die Editionsgeschichte der Schedelschen Weltchronik und die Nahrungstabus des Talmud hin zu pietistischen Mystikern und jesuitischen Botanikern. Dass die Lektüre des Werks, das er als "monströs, verspielt, mal großartig, mal furchtbar" beurteilt, schwere Kost ist, verhehlt Halter nicht, auch nicht, dass es ihn sprachlich etwas epigonal anmutet. Dafür schätzt er Grimsen als wesentlich weniger "arrogant", "präpotent" und "reaktionär" als Arno Schmitt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Recht trocken serviert Rainer Moritz Germar Grimsens vom Verleger Wolfgang Hörner im Nachwort als "Großroman" gerühmtes Werk ab. Natürlich, hier werde unter Zuhilfenahme eines Fußnotenheers viel Wissen umgewälzt, in der Literatur, Bibliothekskunde und der Religionswissenschaft kenne sich der Autor offenbar aus. Auch eine Handlung gebe es in diesem "weitschweifigen, gelehrten, verspielten und selbstgefälligen Geflecht", es geht um ein antiquarisches Kleinod aus der Feder Hölderlins. Manchmal musste der Rezensent schmunzeln, oft die Gelehrtheit des Autors anerkennen, aber noch öfter "Verstiegenes" verdauen, was ihn letztlich doch recht ungnädig stimmt, vor allem beim Blick auf die Vorschusslorbeeren des Verlegers im Nachwort.