Gerhard Poppe

Festhochamt, sinfonische Messe oder überkonfessionelles Bekenntnis?

Studien zur Rezeptionsgeschichte von Beethovens Missa solemnis
Cover: Festhochamt, sinfonische Messe oder überkonfessionelles Bekenntnis?
Ortus Musikverlag, Beeskow 2008
ISBN 9783937788128
Broschiert, 554 Seiten, 54,00 EUR

Klappentext

Beethovens Missa solemnis gilt seit ihrer Entstehung und Drucklegung als gleichermaßen bewundertes und umstrittenes Ausnahmewerk, für dessen Verständnis weder allgemeine Gattungsmerkmale noch das übrige, vorwiegend instrumentale Schaffen des Komponisten eine geeignete Basis boten. Enorme technische Anforderungen an Sänger und Instrumentalisten, aber auch die vermeintlich geringe Zahl der Aufführungen in den ersten Jahrzehnten nach Beethovens Tod trugen nicht unwesentlich zu ihrer Aura bei. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmten die Vorstellung von einer Säkularisierung der Gattung und Erklärungen als persönliches Bekenntnis des Komponisten in verschiedenen Versionen sowohl die wissenschaftliche Diskussion als auch die populäre Literatur. Solche Theoreme entstanden aber kaum aus einem angemessenen Umgang mit den Besonderheiten des Werkes, sondern füllten eher die Lücken in einem bereits feststehenden Beethovenbild, in das sich die Missa solemnis nur mit Mühe einfügen ließ.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.11.2008

Welcher Hans Maier ist wohl der Autor dieser FAZ-Kritik? Zum Beispiel der ehemalige Kultusminister Bayerns und Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken? Die FAZ ist ja zu vornehm, um derartige wesentliche Informationen zu den Rezensionen ihrer Sachbuchseiten zu stellen. Maier ist jedenfalls höchst einverstanden mit Poppes Forschungen zu Beethovens "Missa solemnis", obwohl sein Resümee der Ergebnisse ein bisschen flach klingt: Beethovens "Missa solemnis" war also "normal" genug, um im 19. Jahrhundert nicht nur als autonomes Kunstwerk in Konzertsälen, sondern auch im Rahmen einer Liturgie aufgeführt zu werden. Das ist zwar gerade der Zweck der Messe, doch die "Missa Solemnis" gilt wegen ihrer Ausmaße und Schwierigkeit als zu sperrig für einen normalen Gottesdienst. Das 19. Jahrhundert hat es laut Poppe also wohl anders gesehen. Offensichtlich freut sich Maier, hier durch den Nachweis einer kirchlich funktionalen Aufführungspraxis die Idee der Autonomie von Kunstwerken selbst in Frage gestellt zu sehen. Den berühmten Text, in dem Adorno die "Missa solemnis" als "verfremdetes Hauptwerk" beschrieb, legt Maier dann auch gleich als erledigt zu Seite. Aber lassen sich Adornos aus musikalischer Analyse gewonnene Ausführungen über die Brüche und Klüfte in diesem Werk durch bloße Rezeptionsgeschichte widerlegen?
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