Gerhard Barkleit

Manfred von Ardenne

Selbstverwirklichung im Jahrhundert der Diktaturen
Cover: Manfred von Ardenne
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783428120840
Kartoniert, 396 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Der 1907 in Hamburg geborene Manfred Baron von Ardenne stellt eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Wissenschaftsgeschichte dar. Als erster realisierte er das vollelektronische Fernsehen, erfand das Rasterelektronenmikroskop und baute in den 1940er Jahren das damals leistungsfähigste klassische Elektronenmikroskop der Welt. Ein Jahrzehnt lang war er in leitender Stellung in das Netzwerk der sowjetischen atomaren Rüstung eingebunden. Nicht nur in der Weimarer Republik und im "Dritten Reich", sondern auch in den kommunistischen Diktaturen Stalins und der SED konnte er sich als privater Unternehmer behaupten. Die zentrale Fragestellung dieser biografischen Studie aus der Sicht eines Naturwissenschaftlers lautet: Auf welche Weise und mit welchen Mitteln gelang es Ardenne, in unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen seine Vision vom unaufhaltsamen technischen Fortschritt zu leben?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2007

Skeptisch betrachtet Rezensent Wolfgang G. Schwanitz diese Biografie des Kernphysikers Manfred von Ardenne, die der Physiker Manfred Barkleit vorgelegt hat. Zwar scheinen ihm die Einsichten des Autors in physikalische Sachverhalte sowie in ostdeutsche und sowjetische Verhältnisse erhellend. Aber er hält ihm vor, wegen seiner Bewunderung für Ardenne zu keiner "kritischen Distanz" zu finden. Dies betrifft in Schwanitz' Augen insbesondere Ardennes Engagement zuerst für die Nazis, dann für die DDR und die Sowjetunion, für die er an der Entwickelung der Atombombe arbeitete. Außerdem habe Ardenne Abrüstung gepredigt, aber Aufrüstung betrieben. Dennoch kann sich Barkleit zum Bedauern des Rezensenten "von seiner rosaroten Brille nicht trennen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.02.2007

Mit der Biografie des Kernphysikers und Mitglied des "Rats für die friedliche Anwendung der Kernphysik" zeigt sich Wolfgang G. Schwanitz sehr unzufrieden. Zwar gelinge es dem Autor, seines Zeichens selbst Physiker, den Werdegang Ardennes unter den Nazis und später in der DDR erhellend nachzuzeichnen. Er habe einiges aus Archiven geborgen, was bisher nicht bekannt war, so der Rezensent anerkennend. Dafür ignoriert Barkleit die für Schwanitz bedeutsame, janusköpfige Haltung Ardennes, der sich zwar offiziell für die Abrüstung stark machte, insgeheim aber die Aufrüstung der Sowjets vorantrieb, wie der Rezensent betont. Diese Facette im Leben Ardennes fehlt in dieser Lebensbeschreibung völlig, wie sich der Rezensent beschwert. Und so beklagt er die mangelnde "Distanz" und die allzu einseitige Auswertung der Quellen, die der Autor hier an den Tag lege.