Garth Risk Hallberg

Ein Naturführer der amerikanischen Familie

Roman
Cover: Ein Naturführer der amerikanischen Familie
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2010
ISBN 9783935890731
Gebunden, 144 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Matthias Müller. Mit 64 Farbfotografien. Die Hungates und die Harrisons sind Nachbarn in einem New Yorker Vorort. Jack und Frank leihen einander ihr Werkzeug, Marnie und Elizabeth verbringen die Nachmittage gemeinsam am Pool, die Kinder sind im gleichen Alter. Manchmal trifft man sich auch am Wochenende zu einem Barbecue. Kurzum, die nachbarlichen Verhältnisse könnten nicht besser sein. Doch nach dem plötzlichen Tod von Frank Harrison gerät die Welt aus den Fugen. Die Hungates lassen sich zur großen Überraschung aller Nachbarn scheiden, und Frank Harrisons Tochter Lacey verliebt sich in deren Sohn Gabriel, was eine Reihe von Verwicklungen auslöst, die in einer Katastrophe enden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2011

Manuel Gogos verspricht für Garth Risk Hallbergs Romanstudie der amerikanischen Durchschnittsfamilie keine leichte Lektüre, sieht sich aber vom Autor genug an die Hand genommen, dass er den schweren Weg durch dieses Erzähllabyrinth genießen kann. Hinter der Gattungsbezeichnung Roman verbergen sich nämlich viele kleine, immer neu ansetzende Erzählminiaturen, die den Leser oft genug rätseln lassen, wer hier spricht und wie sich die chronologische Ordnung des Erzählten verstehen lässt, erfahren wir. Die Kapitel werden anhand von Verweiswörtern miteinander verknüpft und durch Überschriften jeweiligen Themenkreisen zugeordnet, wobei es sich bei den auftretenden Personen um "Typen" handelt, die die Einordnung weiter erleichtern, erklärt der Rezensent. Das klingt ziemlich mühsam, aber Gogos versichert, dass dieser Text "in sich stimmig, anders, schön" ist und durch die beigegebenen Bildtafeln auch noch zum "veritablen Kunstbuch" werde.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.10.2010

"Ein eigentümliches Gebilde", schreibt Rezensent Ulrich Rüdenauer über dieses Buch, denn es vereint viele Gattungen, vom Roman über die Parodie bis zum Wörterbuch. Darunter stoße man auf eine bekannte Geschichte: zwei Familien, die sich mit allerlei Alltagsproblemen herumschlagen. Der Reiz des Buches besteht für den Kritiker vor allem darin, wie Autor Garth Risk Hallberg die Familie als Konstrukt auseinandernimmt und sie dann wieder zusammensetzt. nicht allein in der Art und Weise, wie hier das Konstrukt Roman und das Konstrukt Familie einander gegenübergestellt werden. Auch die Fotos und Bilder, die das Geschilderte assoziativ ergänzen, fügen sich in seinen Augen wunderbar in dieses vielstimmige Buch, das man an jeder beliebigen Stelle zu lesen anfangen könne. Die "Referenz- und Assoziationsmaschine", die hier angeworfen wird, erinnert den Rezensenten stark an W. G. Sebald.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2010

Ein bisschen viel, was dieses Buch alles sein soll nach Meinung des Rezensenten Alexander Müller, aber wir versuchen mal, es zusammenzufassen: Detektivische Schnitzeljagd (für Kinder), Lexikon (von vorn wie von hinten zu lesen), illustriertes Bestimmungsbuch, interaktives Wörterbuch, Vignettensammlung, Roman. Dass bei alldem noch Platz ist für eine Geschichte, ist schon doll. Und sogar von zwei Mittelstandsfamilien mit Pool erzählt der Kreativschreiber Garth Risk Hallberg, von ihrer Zersetzung genauer gesagt. Wie er das macht, mit wechselndem Ton, wechselnder Form nämlich, mal im Soziologen-, mal im Zoologenjargon, in Jugendslang, mal anteilnehmend, mal ironisch distanziert, humorvoll, das hat Müller schon schwer beeindruckt. Manchmal ist es ihm zu artifiziell, doch dann denkt er sich: Es ist ein Debüt, es ist ungewöhnlich, es ist ziemlich erstaunlich.
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