Marilynne Robinson

Zuhause

Gilead-Trilogie, Band 2. Roman
Cover: Zuhause
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783104035949
Gebunden, 432 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling. In "Zuhause" kehrt Glory Boughton nach Gilead zurück, um ihren sterbenden Vater zu pflegen. Kurz darauf findet auch ihr Bruder Jack nach 20 Jahren heim, der "Bad Boy" der Familie, der zu viel trinkt und zu wenig tut. Jack eckt bei allen an - und doch ist er der Liebling des Vaters. Allmählich knüpft er ein enges Band zu seiner Schwester, hütet aber weiter ein großes Geheimnis - einen Konflikt aus dem dunklen Amerika, in dem Hautfarbe und Leidenschaft Hass gebären.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.04.2019

Rezensentin Sylvia Staude versichert, dass man Marilynne Robinsons Gilead-Trilogie bei jedem Teil anfangen könne, denn in jedem Buch werde die wertvolle Geschichte derselben Menschen weiter angereichert. Auch der Mittelteil "Zuhause", in dem der davongelaufene Sohn von Reverend Boughton wieder auftaucht, nur um kurz vor dem Tod seines Vaters erneut zu verschwinden, geht es ihr zufolge weniger um Religion als um Menschen, die ernsthaft versuchen, "das Richtige zu tun". Dass die Autorin die Handlung in den fünfziger Jahren spielen lässt, erlaubt ihr, die Behutsamkeit ihrer Figurenbeschreibung auch mit einer Behutsamkeit des Umgangs der Familienmitglieder untereinander zu paaren, stellt die Rezensentin beeindruckt fest. Das feinsinnige Resultat gefällt Staude ausnehmend gut.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2019

Rezensentin Teresa Grenzmann nimmt Anteil am Lebensglück, dem Bangen und Hoffen der Figuren in dem nun auf Deutsch zu lesenden Mittelteil von Marilynne Robinsons Iowa-Trilogie. Leise findet sie den in den 50er Jahren angesiedelten populärreligiösen Roman um Sühne, Verantwortung, Fürsorge und Moral über zwei befreundete Pastorenfamilien, rührend, nicht rührselig und von biblischer Tiefe. Sensibel beobachtend erzählt die Autorin laut Grenzmann unübersehbar aus der weiblichen Perspektive, reißt Zeitpolitisches an und verzichtet auch nicht auf Ironie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.12.2018

Rezensent Lothar Müller hält den letzten Band der Gilead-Trilogie von Marilynne Robinson nicht hauptsächlich für einen Roman über Religion, obwohl die Trilogie die Geschichte zweier Predigerfamilien in einem fiktiven Ort in Iowa erzählt. Zuallererst empfindet der Rezensent ihn als eine Erzählung von gescheiterten Hoffnungen, denn hier kehrt laut ihm nun der "verlorene Sohn" der einen Familie zurück, der aber nicht gerettet werden kann. Die Erzählstimme indes verbrüdert sich laut Müller mit der Perspektive der Tochter-Figur Glory, wodurch die Geschichte in seinen Augen um eine dezente feministische Note bereichert wird, ohne dass den männlichen Hauptakteuren die Bühne entzogen werde. Der Rezensent hat außerdem gespürt, dass der Roman im Gegensatz zu seinen Figuren durchaus auf das Unrecht hinweisen will, das den Schwarzen in Iowa widerfahren ist. Müllers Fazit: ein kunstvoller realistischer Roman der anspruchsvollsten Sorte.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.10.2018

Richard Kämmerlings hält Marilynne Robinsons Romane zuallererst für große Erzählkunst. Dass die Autorin religiöse Literatur schreibt, ist ihm allerdings klar. Robinsons Abschlussband der "Gilead"-Trilogie über Pfarrerfamilien im Iowa der 50er Jahre deutet Kämmerlings als kammerspielartige, dichte Variation und Fortführung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn. Robinsons theologische Poetik rührt laut Kämmerlings an ein entscheidendes Problem der Gegenwart, den Hiat zwischen Intellekt und religiösem Gefühl. Wie die Autorin dies in der Trilogie anhand verschiedener Perspektiven zeigt, findet Kämmerlings stark.