Gabriel Josipovici

Wohin gehst du, mein Leben?

Roman
Cover: Wohin gehst du, mein Leben?
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2020
ISBN 9783990272442
Gebunden, 112 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jochen Jung. Nach dem Tod seiner Frau - seiner ersten Frau - ist er von London nach Paris gezogen, später mit seiner Frau - seiner zweiten - von Paris nach Wales. Egal wo, er lebt zurückgezogen, als Übersetzer aus dem Französischen, als Liebhaber von Musik und Literatur, ein Kenner mit Meinungen und ein Mann von ausgeprägten Gewohnheiten und Routinen. Was er ist, ist er scheinbar immer schon gewesen, was er tut, tut er länger, als er sich erinnern kann, und wie er es nie anders getan hat. Aber warum? Vielleicht nur, weil es etwas in seinem Leben - seinem Vorleben - gibt, an das er sich nicht erinnern will? Etwas, vor dem einen keine Kunst auf Dauer ein Versteck bietet. Oder besser: Schon gar nicht die Kunst! Gabriel Josipovici erzählt auf überraschend unterhaltsame Weise vom Leben und Lassen eines klugen Mannes an der Seite seiner Frau.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.01.2021

Dieses Buch scheint für Rezensent Tim Caspar Boehme eine gewisse Altersmürbe auszustrahlen, eine Feinheit, Distanz und Freundlichkeit, denen er mit ebensolchen Worten seinerseits Ausdruck verleiht. Es geht um das Leben eines alten Übersetzers, wie es ja, so erinnert uns der Kritiker, auch der Autor selbst ist. Sein Leben hat er offenbar mit literarischen Obsessionen verbracht, von denen ihn eine spöttische "zweite Frau" immer wieder einmal erlöst. Zwar bleibt der Protagonist ein "zurückhaltender Beobachter", aber seiner Mitteilungsfreude tut das, so scheint es, keinen Abbruch. Und für seinen Teil hat dieser Kritiker all dem sehr gerne gelauscht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.12.2020

Rezensent Thomas David empfiehlt die lebenserweiternden Romane von Gabriel Josipovici. Die Aversion des Autors gegen eine realitätsabbildende Literatur kann David beim Lesen des neuen Romans besser verstehen, ist das Buch doch für ihn ein Beispiel für den lebenslangen Kampf des Autors gegen Langeweile in der Literatur und für eine Fortschreibung der Moderne. Die Geschichte um einen verwitweten Engländer in Paris variiert laut David Motive aus früheren Arbeiten des Autors, vermischt verschiedene Zeit- und Handlungsebenen und folgt eher der Logik des Traumes als derjenigen der Wirklichkeit. Für David unterhaltsam und amüsant, vieldeutig und fesselnd zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2020

Rezensent Andreas Rossmann empfiehlt Gabriel Josipovicis neuen Roman, allen Lesern, die sich gern irritieren lassen. Das ist bemerkenswert, weil der Held im Buch ein absoluter Gewohnheitsmensch ist, wie Rossmann feststellt. Ein geregeltes Leben, aus dem der Autor aber mit Zeitsprüngen, Aufhebung zwischen Ich und Er-Erzähler und allerhand Widersprüchen, Träumen, Lücken und anderen Irritationen ein Rätselspiel macht, einen Metaroman, der Rossmann als Leser fordert. Hinter dem "Kompositionswitz" des Autors, und seiner ironischen Handhabung der Erzähltradition entdeckt Rossmann ein "Loblied auf die Poesie".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2020

Rezensent Ulrich Rüdenauer entdeckt in Gabriel Josipovicis Roman das Andere, Schatten, Traumwelten, Ungelebtes, Unwahrscheinliches. Für ihn genau das, was Literatur vermag: das Leben zu vervielfachen und zu fantasieren. Die achronologisch erzählte Geschichte des namenlosen Erzählers, der über sein Leben nachsinnt, über vergangene Beziehungen, dabei Schauplätze und Zeiten durchstreifend, wirkt auf Rüdenauer soghaft, ohne dass ein Ziel sichtbar würde, ohne dass er sagen könnte, was wahr ist, was erdacht von dem Erzählten. Die präzisen Sätze und die genaue Komposition halten ihn in der Spur.
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