Friedrich Schleiermacher

Vorlesungen über die Dialektik

Kritische Gesamtausgabe, Abteilung II, Vorlesungen, Band 10, Teilband 1 und 2
Cover: Vorlesungen über die Dialektik
Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783110172096
Gebunden, 1241 Seiten, 368,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Andreas Arndt. Kritische Edition von Schleiermachers Vorlesungen über die Dialektik in zwei Teilbänden: Der erste Band (10/1) enthält neben Historischer Einführung und Editorischem Bericht die Manuskripte Schleiermachers aus den Jahren 1811 bis 1833, während der zweite Band (10/2) ausgewählte Vorlesungsnachschriften zu den Kollegien 1811, 1818/19 und 1822 und als Anhang das Sondergut sowie Literaturverzeichnis und Register bietet. Vollständige Nachschriften zu den Vorlesungen 1811 und 1818/19 werden hier erstmals ediert, wobei der (anonymen) Nachschrift zum Kolleg 1818/19, die erst jüngst bekannt geworden ist, aufgrund ihrer ausführlichen und präzisen Wiedergabe der Vorlesung besondere Bedeutung zukommt. Mit dieser Edition verfügt die Forschung erstmals über eine vollständige historisch-kritische Ausgabe der Dialektik, die zudem die Textbasis gegenüber bisherigen Editionen beträchtlich erweitert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.09.2003

Manfred Frank lobt diese kritische Ausgabe der "Vorlesungen der Dialektik" von Schleiermacher in den höchsten Tönen, muss aber am Ende trotzdem einräumen, dass sie keine "vollständige Alternative" zu der bisherigen Edition bietet. Friedrich Schleiermacher, den Frank als "rhetorisch genial begabten Hochschullehrer" rühmt, hat nicht ausformulierte Notate hinterlassen, was zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Herausgabe seiner Vorlesungen führt, informiert der Rezensent. Die Mängel der Edition von 1839 seien "rasch bemerkt" worden und konnten von der aktuellen Ausgabe "ausgeräumt werden", lobt Frank, der den Herausgeber als "erste philologische Autorität" würdigt. Dennoch bietet nach seinem Dafürhalten zumindest der erste Band der vorliegenden Ausgabe kaum Wendungen, die von der Erstedition abweichen. Dafür aber preist er den zweiten Band dafür, "Neuland" zu erschließen und er lobt die enorme Leistung aller an dieser Ausgabe Beteiligten nachdrücklich. Durch ihre Arbeit seien insbesondere bisher schwer verständliche "Basis-Theoreme" wie beispielsweise das Verhältnis der Religion zur Philosophie erheblich aufgehellt worden und einige Datierungsprobleme gelöst worden, so der Rezensent angetan. Allerdings räumt er ein, dass auch diese kritische Ausgabe entgegen den eigenen Angaben genauso "selektiv" vorgeht wie ihr Vorgänger, nicht zuletzt deshalb, weil nicht mehr alle Nachschriften der Vorlesungen zu Verfügung standen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2003

Schleiermachers "Vorlesungen über die Dialektik", die nun als Band 10 der Abteilung "Vorlesungen" der Kritischen Gesamtausgabe vorliegen, stellen nach Einschätzung von Rezensent Eberhard Jüngel ein "Gegenstück zu Hegels spekulativer Logik" dar. Denn die Vorlesungen bildeten "zwar das spekulative Zentrum" der Wissenschaftslehre Schleiermachers, wie Jüngel den Schleiermacher-Forscher Kurt Nowak zitiert, "das jedoch durch die platonische Manier des Gesprächs (...) die Idee der Vollendung des Wissens im absoluten Wissen konterkariert (...) Wissen ist stets im Werden". Schleiermachers Wissenschaftssystem sei "ein Symposion". Andreas Arndts gewissenhafte Edition dieses Symposions preist Jüngel als eine "angesichts der komplexen Quellenlage besonders zu würdigende Leistung". Wer sich durch die Dialektik durchgearbeitet habe, raunt der Rezensent geheimniskrämerisch, werde verstehen, warum Nowak seinem Schleiermacher-Buch als Motto folgenden Satz Schleiermachers vorangestellt habe: "Die Wissenschaft und die Wahrheit sind nicht das Absolute, aber sie stammen von daher."