Friedrich Hebbel

Weltgericht mit Pausen

Aus den Tagebüchern
Cover: Weltgericht mit Pausen
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446230750
Gebunden, 176 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Ausgewählt und mit einem Nachwort von Alfred Brendel. Als der Pianist und Dichter Alfred Brendel in einem Wiener Antiquariat die Tagebücher Friedrich Hebbels findet, elektrisieren sie ihm, wie er sagt, "Herz und Hirn im Nu". In ihrer Pointiertheit brauchen sie den Vergleich mit den Sudelbüchern des großen Lichtenberg nicht zu scheuen. Nun hat Brendel besonders schöne Stellen in Hebbels Notizen angestrichen und so aus der chronologischen Abfolge herausgegriffen. Eine wunderbare Verdichtung von Hebbels Formulierungskunst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.01.2009

Dorothea Dieckmann hat zwei Bücher zu Friedrich Hebbel gelesen, die sie zur erneuten Lektüre seiner Tagebücher animieren. Alfred Brendels Auswahl aus diesen Tagebüchern wollen weder dokumentieren noch repräsentativ sein, stellt die Rezensentin fest. Stattdessen beweise sich der Pianist Brendel als "Sammler", der in den bruchstückhaften Auszügen vor allem sein Augenmerk auf aphoristische Notate richte. Als plausibel empfindet es Dieckmann, dass Brendel in seinem Nachwort für den Schriftsteller, der unter äußeren und inneren Extrembedingungen lebte und vor allem durch seine Tragödien Ruhm erlangte, besonders den "Humor" hervorhebt. Dabei handle es sich allerdings um eine "Komik zum Totlachen und Blutgefrieren", wie die Rezensentin düster bemerkt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2008

Über die Frage, was es bedeutet, bürgerlich zu sein, kann Andreas Dorschel mit Hilfe dieses Bandes mal wieder tüchtig nachdenken. Friedrich Hebbels umfangreiches Tagebuchwerk, das der Pianist und Herausgeber Alfred Brendel hier zu 170 Seiten verdichtet, gibt dem Rezensenten allerdings keine eindeutige Antwort. Allzu unbürgerlich anarchisch, bemerkt Dorschel, rumort es im Kopf des Bürgers Hebbel. Niedergelegt ist das auf diesen Seiten, die Dorschel stets aufs Neue überraschen und die er für ganz und gar unüberblickbar hält, im positiven Sinne. Dennoch, die wagemutige Art von Hebbels Denken, seine Skepsis gegenüber Besitz, Institution und Treue, die liest Dorschel heraus aus den auch Träume, Beobachtungen und "skurrile Späße" einschließenden Aufzeichnungen. Am Ende ahnt Dorschel, was auch Brendel feststellt und mit seiner laut Dorschel höchst geschickten Auswahl nahelegt: Diese Seiten könnten tatsächlich so etwas wie das eigentliche, das Hauptwerk Hebbels sein, gerade in ihrer Beschränkung, gerade in ihrer Disparatheit. Der Aphoristiker Hebbel, legt der Rezensent nahe, ist hier zu entdecken.
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