Franci Rabinek

Die Elektrikerin

Mein Überlebensweg als tschechische Jüdin 1939 bis 1945
Cover: Die Elektrikerin
Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783862181629
Gebunden, 232 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanisch von Sabine Niemann. Die Erinnerungen der tschechischen Jüdin Franci Rabinek an ihre traumatische Deportation sind ein in mehrerer Hinsicht ungewöhnliches Zeugnis von der Kraft der Resilienz. Francis Überlebensweg beginnt in Prag, wo sie eine erfolgreiche Modedesignerin war. 1942 wurde sie zusammen mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert; die Eltern und ihr Mann überlebten nicht. Die Stationen ihres Überlebensweges nach dem Ghetto waren Auschwitz, die Außenlager des KZ Neuengamme - Dessauer Ufer, Neugraben und Tiefstack - und schließlich Bergen-Belsen, wo sie 1945 befreit wurde. Mit großer Offenheit, dem Mut zur (Selbst-)Kritik und einem unerwarteten Humor schildert sie aus der Sicht einer einst wohlsituierten jungen Frau Anfang zwanzig, wie sie überleben konnte: durch Solidarität, Freundschaft, Einfallsreichtum und das beherzte Ergreifen von Chancen wie bei ihrer Begegnung mit dem Lagerarzt Josef Mengele, vor dem sie sich als Elektrikerin ausgibt. Nicht zuletzt wegen seiner Offenheit blieb der Text jahrzehntelang unveröffentlicht. Erst vor Kurzem wurde er in den USA und in mehreren europäischen Ländern publiziert. Der Bericht der jungen Franci über ihre "Reise in die Hölle" erscheint erstmals in deutscher Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.11.2023

Ziemlich berührt von und sehr froh über die Veröffentlichung ist Rezensentin Sieglinde Geisel bei Franci Rabinek Epsteins Bericht über ihre Erlebnisse als tschechische Jüdin in den Jahren ab 1939: Den Text hatte sie bereits 1974 verfasst, 2020 hat er dann endlich einen Verlag gefunden und kann jetzt auch in gelungener deutscher Übersetzung, wie Geisel bemerkt, gelesen werden. Epstein schildert Erfahrungen aus den Lagern Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen mit einem speziellen, mal sarkastischen, mal dramatischen Tonfall, so die Kritikerin: Homosexuelle Beziehungen sind ebenso Thema wie fieberbedingte Wahnvorstellungen. Zwischendurch wechselt die Erzählstimme in die dritte Person - was in Auschwitz geschieht, ist so furchtbar, dass es dadurch abgespalten wird - erst nach der Befreiung kehrt die erste Person wieder. Glücklicherweise hört der Bericht da noch nicht auf, sondern schildert mit großer Offenheit das schwierige, schmerzhafte Nachleben, bekundet Geisel, der das Buch das Unbegreifliche näherbringt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2023

Angesichts des Shoah-Gedenktages am 27. Januar widmet sich die SZ (online) drei Büchern von Überlebenden. Die tschechische Jüdin Franci Epstein hat ein sehr ungewöhnliches Buch geschrieben, das nun mehr als dreißig Jahre nach ihrem Tod auch auf Deutsch vorliegt, berichtet Norbert Pötzl. Aus ihrer Heimatstadt Prag wurde Epstein ins Ghetto Theresienstadt deportiert, von dort nach Auschwitz gebracht und nur durch eine List gerettet habe: Obwohl eigentlich Modedesignerin, habe sich Epstein als Elektrikerin ausgegeben. Dieses Geschick braucht sie noch häufiger, wie der Kritiker erzählt: Als Rabinek kurz vor Kriegsende in das völlig überfüllte Bergen-Belsen kommt, muss sie sich schnell moralisch nicht immer einwandfreie Überlebenstechniken aneignen. Dass sie davon offen und schonungslos berichtet, wie auch von den gelegentlich sexuellen Tagträumen, die ihr das Lagerleben zumindest momenthaft erleichtern, das beeindruckt Pötzl sehr und verleiht ihr in seinen Augen einen besonderen Status unter den Berichten Überlebender.
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