Fiston Mwanza Mujila

Tram 83

Roman
Cover: Tram 83
Zsolnay Verlag, Wien 2016
ISBN 9783552057975
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Eine heruntergekommene Großstadt in Afrika, wer hierher kommt, hat ein Ziel: Geld zu machen, egal wie. Das "Tram 83" ist der einzige Nachtclub der Stadt, ihr pulsierendes Zentrum. Verlierer und Gewinner, Profiteure und Prostituierte, Ex-Kindersoldaten und Studenten, sie alle treffen in dieser Höhle aufeinander, um sich zu vergessen. Hier, an diesem von Kriegen, Korruption und Globalisierung gezeichneten Ort, sehen sich auch zwei ungleiche Freunde wieder: Lucien, der Schriftsteller, findet auf der Flucht vor Erpressung und Zensur Schutz bei Requiem, der sich durch das Leben gaunert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.12.2016

Norbert Mappes-Niediek trifft Fiston Mwanza Mujila zum Gespräch in einer Jazzkneipe in dessen Wahlheimat Graz. Mujilas ersten Roman bewundert er wegen seiner Vielstimmigkeit. Wie der Autor dem Lärmen seines Personals aus Gaunern, Huren, Glücksrittern und Betrügern, die sich in einer Bar in der zweitgrößten kongolesischen Stadt zum Trinken und Tanzen treffen, eine Melodie ablauscht und sie aufzeichnet, hat dem Rezensenten gefallen. Am besten sei diese Literatur zu genießen, wenn sie rezitiert werde, schreibt er. Für Mappes-Niediek handelt es sich um Literatur wie Musik - ein neues Genre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2016

Fieberhaft vibrierend kommt Fiston Mwanza Mujilas Roman laut Niklas Bender um die Ecke. Auch wenn der Plot simpel ist, es geht um einen Hinterländler, der in Zentrum eines kleinen kongolesischen "Bordellstaates" auf- und sich durchschlägt, so der Rezensent. Es ist mitreißend, und das liegt an Mujilas Rhythmusgefühl, am Drive. Ein Text wie eine Jazzimprovisation, findet Bender, der wiederkehrende Motive und Phrasen ausmacht. Packend findet er das Buch auch wegen seiner Wendepunkte, Perspektivwechsel und "tableauartigen" Langsätze. Hat Mujila bei Celine gelernt? So grotesk das postkoloniale Afrika in dieser Gangsterballade mit leicht sexistischen Tendenzen auch auftritt, meint Bender, so stark ist der Eindruck, dass der Autor die Realität eines failed state treffend einfängt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2016

Was für ein Debüt!, jubelt Helmut Schödel über Fiston Mwanza Mujilas Buch aus den finstersten Tiefen seiner Heimat Kongo. Dabei protzt der Autor keinesfalls mit desorganisierter Exotik, versichert Schödel, sondern führt sein Welttheater des Scheißens, Fickens und Erschlagens ganz metaphern- und detaillos direkt auf. Nicht mal genauer darstellen muss der Autor die Brutalität oder das Leben der Süchtigen und Suizidalen, staunt Schödel. Der vitale Rhythmus und die Komposition des Buches und nicht zuletzt seine Ironie und die Musik, der Jazz, bilden Gegengewichte zu dem grausamen Chaos, erklärt er. Wie Mujila afrikanische Verhältnisse hier von innen heraus demontiert, findet er höchst bemerkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2016

Angela Schader liest Fiston Mwanza Mujilas in einer Spelunke im Kongo spielenden Roman mit viel Sinn für die Milieuschilderungen. Verroht und versoffen tritt ihr die Romanwelt mit ihren Figuren entgegen. Dass es nicht um die Geschichte Kongos geht, wird Schader schnell klar. Mujila nimmt eine aus den Fugen geratene Welt in den Blick, erklärt sie, stellt die "Umwertung aller Werte" dar, indem er den Zynismus eines Schriftstellers vor diesem Hintergrund thematisiert. Mujilas Umgang mit dem Thema Prostitution ist ihr angesichts der grausamen Missbrauchsfälle im Kongo zwar etwas zu entspannt. Überzeugend findet sie dagegen seine Sprache: frech, beißend, musikalisch.