Marie Staggat, Timo Stein

Hush

Berliner Clubkultur in Zeiten der Stille / Berlin Club Culture in a Time of Silence
Cover: Hush
Parthas Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783869641287
Gebunden, 368 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Sie stehen für Tanz, Schweiß, Nähe, Freiheit und Kontrollverlust auf Zeit, doch in die ehemals lautesten Orte der Stadt ist mit Beginn der Pandemie eine unfreiwillige Stille eingekehrt. Für ihr Buch besuchten Staggat und Stein von April bis Dezember 2020 über 40 Berliner Elektro-Clubs und interviewten die oft vergessenen Gesichter dieser Krise: die Clubmanagerin, den Barmann, den Booker, die DJane, den Toilettenmann, die Türsteherin oder den Hausmeister. Bei ihrer Club-Quarantänetour sind sie auf Menschen gestoßen, die nicht nur um ihren Arbeitsplatz kämpfen, sondern auch um den Verlust ihres Zuhauses fürchten. Sie trafen sie an Orten, die zwar für Menschen geschaffen wurden, aber auch ganz ohne diese wirken. "HUSH" ist auf den ersten Blick ein Buch über Clubs in der Coronakrise, auf den zweiten ist es eines darüber, was Heimat auch sein kann. Staggat und Stein trafen auf umtriebige, verzweifelte, aber auch krisenfeste Charaktere, die nicht nur in ihre Situation sondern auch in ihre Räume bereitwillig Einblick gewährten. Sie stiegen in alte Brauereien hinab, betraten Kraftwerke, S-Bahnbögen, Parkdächer, Einfamilienhäuser, Stellwerke, Hinterhöfe, Kellergewölbe, Boote und Remisen. Lost Places mit Geschichte - Räume, die vor allem im Ostteil Berlins nach der Wende entstanden. In einer Zeit, als Partypioniere brachliegende Industrielandschaften erschlossen und daraus Orte der Kreativität und Freiheit machten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.03.2021

Dieser Band wird als eine Momentaufnahme einer unheimlichen Zeit bleiben, ist sich Jens Uthoff sicher. Und die traurige Frage, die über ihm schwebt ist: "Werden sie überleben?" Sicher ist das nicht, so Uthoff (immerhin gehen die Einnahmen aus dem Band an die Clubs, merkt er an). Die Charakterfotografien sind eindringlich, die Aufnahmen der Clubs zeigen die komplett unterschiedlichen, abr nun durch die Coronakrise verwaisten Konzepte der Nacht, die diese Clubs so entwickeln können: vom coolen Tresor bis zum anarchistischen Klunkerkrnich. Aus diesen "Andersorten" seien nun Unorte geworden, so Uthoff. Die Texte findet er zwar manchmal ein bisschen redundant, aber durchaus auch informativ: Immerhin ist die Clubszene für Berlin auch eine wichtige Wirtschaftsbranche mit 70.000 Veranstaltungen im Jahr und 9.000 Voll- und Teilzeitstellen.

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