Felix Philipp Ingold

Der große Bruch

Russland im Epochenjahr 1913. Kultur, Gesellschaft, Politik
Cover: Der große Bruch
C.H. Beck Verlag, München 2000
ISBN 9783406458590
Gebunden, 646 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Wo vom "großen Bruch" in der russischen Geschichte dieses Jahrhunderts die Rede ist, denkt man gemeinhin an die "Große Revolution" von 1917. Felix Philipp Ingold setzt in diesem Buch den "großen Bruch" im Schwellenjahr 1913 an, das zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917 eine in jeder Hinsicht markante Wende mit sich bringt. Nicht nur kommt es in diesem Jahr zu einem beispiellosen kulturellen Umbruch, mit dem sich Rußland, erstmals in seiner Geschichte, an der Spitze der gesamteuropäischen Kunst- und Literaturentwicklung positioniert, vielmehr werden gleichzeitig auch in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft traditionelle Denk- und Verhaltensweisen durch einen allenthalben auftretenden Innovationsgeist radikal verändert. Das Werk ist in der Art eines Panoramas angelegt und setzt sich aus unterschiedlichen Textteilen und Textsorten zusammen. Der erste Teil bietet eine beschreibende, kommentierende, von zeitgenössischen Bilddokumenten begleitete Gesamtdarstellung, der zweite Teil bringt eine umfangreiche Auswahl von dokumentarischen Texten, darunter kritische und programmatische Schriften, Tagebücher und Erinnerungen aus der Zeit um 1913, die größtenteils vom Verfasser des Buches eigens ins Deutsche übersetzt wurden, sowie eine übersichtliche Chronologie der wichtigsten kulturellen Ereignisse des Jahres.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2001

Schamma Schahadat ist sehr angetan von der Studie über das Jahr 1913 in Russland, das sie als "spannende Darstellung" anpreist. Sie lobt die "umfassende" Schilderung des Epochenumbruchs, den der Autor, der nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Publizist und als Schriftsteller in Erscheinung getreten ist, mit einer Fülle von Fotos, chronologischen Angaben und Zeugnissen von Zeitzeugen veranschaulicht. Die Darstellung lasse sich sowohl als "Nachschlagewerk" wie als "Lesebuch" mit Gewinn lesen, so die Rezensentin begeistert, die es als "Glück" beschwört, dass sich der Autor wohl vom enzyklopädischen Interesse, das die Zeit um 1913 prägte, hat anstecken lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2001

Felix Philipp Ingold hat sehr fleißig jede Menge Material über die russische Avantgarde zusammengetragen, verliert dabei aber leider seine Leser aus dem Auge, kritisiert Rezensent Hans-Peter Riese den Autor dieser mehr als 600 Seiten langen Chronologie über Kultur, Gesellschaft, Politik und die russische Avantgarde im Jahr 1913. Die Abhandlung zeuge von der Detailbesessenheit und schon geradezu "stupenden" Sachkenntnis des Autors. Sicher eine "unersetzliche Fundgrube", eine "enorme Gesamtleistung", meint der Rezensent, nur eben leider für hochspezialisierte Fachleute. "Schmerzlich" vermisst Riese eine Definition des Begriffs "Avantgarde", immerhin der Ausgangspunkt für Ingolds Studie, sowie eine genauere Betrachtung der politischen Zusammenhänge zwischen der künstlerischen Avantgarde und revolutionären Gruppierungen. So ist Riese trotz der präsentierten Materialfülle und der Sachkenntnis des Autors mit der Abhandlung unzufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Es lohnt sich, die politikhistorischen Fixdaten zu überprüfen, findet Ulrich M. Schmid und schätzt das Herangehen des Kulturwissenschaftlers und Slawisten Ingold, der nicht 1905 oder 1917 als russisches Epochenjahr beschreibt, sondern das bisher unterbelichtete 1913. Da ging, so Schmid, in Russland die Post ab: Die Zensur zog sich zurück, die Futuristen legten los, Buch- und Zeitungsauflagen stiegen und Europa anerkannte Russland endlich als “eigenständige Kulturnation”. Das ließ die Politik nicht unbeeinflusst: Ingold, so Schmid, bricht mit ihrem Primat. Dazu gibt es Originaldokumente, zahlreiche Abbildungen und eine “detaillierte Chronologie”. Alles in allem ein neues “Referenzwerk”.