Evgenij Vodolazkin

Laurus

Roman
Cover: Laurus
Dörlemann Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783038200277
Gebunden, 416 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Der Tod seiner großen Liebe, die er nicht zu retten vermag, treibt einen jungen kräuterkundigen Heiler fort aus seinem Dorf, um Vergessen und Vergebung zu finden. Auf seiner Wanderung durch das pestverseuchte Europa des 15. Jahrhunderts bietet er seine Heilkünste an, wo immer sie gebraucht werden. Auf seiner Reise durch Welten und Zeiten begleiten ihn die unterschiedlichsten Weggefährten, und er muss zahlreiche Gefahren bestehen: Er wird von Wegelagerern überfallen, auf dem Balkan gelyncht, geht auf hoher See über Bord und erreicht schließlich Jerusalem. Doch die größte Herausforderung erwartet ihn noch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2016

Evgenij Vodolazkins historischer Roman "Laurus" funktioniert wie ein Mosaik: bunt, schimmernd, raffiniert und hochartifiziell in seinen Details, erst mit Abstand sieht man ein ruhiges Ganzes, erklärt Rezensent Gustav Seibt, der mit dieser Beschreibung die wunderbare Wirkung und Wirkungsweise dieses Romans zu fassen sucht. Vodolazkin setzt über die Figur eines russisch-orthodoxen Heiligen die Welt des Spätmittelalters, seine seltsame Räumlichkeit und extreme Glaubensintensität mit der Gegenwart des 21. Jahrhunderts in ein besonderes Zeitverhältnis, das den ein oder anderen Leser stören wird, den Rezensenten jedoch absolut überzeugt. Dieses gänzlich unironische Zeitverhältnis nennt er den Clou des Romans nachdem er ihn sowie die deutsche Übersetzung durch Olga Radetzkaja bereits mit so viel Lob überschüttet hat, dass es sich hier kaum zusammenfassen lässt. Munter, fromm, teilweise übervoll, auch esoterisch, und doch glaubwürdig, "nur uneigentlich ist er nie", so der begeisterte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2016

Mit dem Roman "Laurus" ist Evgenij Vodolazkin, der "russische Umberto Eco", nun auch hierzulande zu entdecken, freut sich Kerstin Holm. Die Kritikerin folgt hier einem russischen Heiler, dessen Familie an der Pest stirbt, quer durch das Russland und Europa des Mittelalters und erlebt, wie dieser hoffnungslose Krankheiten kuriert. Wie der Autor in diesem ahistorischen Roman verschiedene Zeiten verbindet, die Geschichte um den mittelalterlichen Helden vor einem "postmodernen Erfahrungshorizont" erzählt, Visionen und philosophische Reflektionen einflicht, ringt der Rezensentin größte Anerkennung ab. Vodolazkin erscheint ihr wie ein Blogger, der mit Disziplinen und Bewusstseinsschichten spielt und dabei die Sprache alter Chroniken mit postsowjetischen Slang verknüpft. Ein großartiger, von Olga Radetzkaja brillant übersetzter Roman, der nicht zuletzt von der Begegnung Russlands mit Europa erzählt, lobt die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2016

Ulrich M. Schmid attestiert dem Buch von Evgenij Vodolazkin eine sakrale und ästhetische Aura, die von Übersetzerin Olga Radetzkaja auch ausgezeichnet ins Deutsche übertragen wurde. Der Autor scheint ihm ein russischer Eco zu sein, der farbenfroh und mit postmodernen Mitteln das mittelalterliche Russland zeichnet. Das von Vodolazkin gewählte Genre der historischen Heiligenbiografie mit Verweisen auf unsere Gegenwart findet Schmid reizvoll. Der Held als Büßer und Narr in Christo, als Einsiedler und Irrender ist für Schmid eine erstaunliche Gestalt, da der Autor ihre Einzelteile in einem Sinnentwurf exemplarisch aufzuheben vermag. Erzähltechnisch raffiniert findet er den Text auch.