Eric Frey

Das Hitler-Syndrom

Über den Umgang mit dem Bösen in der Weltpolitik
Cover: Das Hitler-Syndrom
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783821856155
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Adolf Hitler ist tot, doch die Erfahrung seines ungebremsten Aufstiegs und die Folgen des Zweiten Weltkriegs prägen die Politik bis heute. Kommunismus, Saddam, Nordkorea, Al-Qaida oder Iran werden schnell als "das Böse" und "neue Hitler" angesehen, die militärisch bekämpft werden müssen. Vor allem in den USA ist diese Denkschablone höchst lebendig, aber auch in Großbritannien, in manchen Ländern Ostmitteleuropas und in Israel. Europäer, die bei Konflikten lieber auf Diplomatie setzen, werden gerne als Appeaser oder Pazifisten beschimpft, die nichts aus der Geschichte gelernt hätten. Aber liefert die Erfahrung mit Hitler wirklich Lösungen für die Bedrohungen des 21. Jahrhunderts? Wie können sich Demokratien dann gegen ihre Feinde wehren, ohne in unnötige Kriege zu schlittern? Und kann Krieg wirklich immer vermieden werden, wie in Europa und vor allem in Deutschland gedacht wird?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.07.2006

Originell, wenn auch gelegentlich etwas schräg findet Rezensent Dietmar Jochum Thesen und Denkansätze dieses Buches. Es handelt sich, wie er schreibt, um eine Ausdifferenzierung des Problems, dass die "Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges" zu einer reflexhaften Einordung jeder Bedrohung der Demokratie ins Hitler-Schema geführt habe. Dieses sei bis heute Maßstab im Umgang mit dem "Bösen in der Weltpolitik", woraus ein Ausweg gesucht werden müsse. Eric Frey schlägt Vergleiche der Tierwelt vor, was den Rezensenten zunächst eher verblüfft: Saddam Hussein ein Raubtier, das "durchs Füttern nur noch mehr Appetit bekommt", al Qaida gleich räuberische Bienen, IRA gleich Bienenschwarm, mit dem man koexistieren kann, solange man ihn nicht aufschreckt. Bald jedoch scheinen Eric Freys Metaphern und die daraus abgeleiteten Schlüsse für den Umgang demokratischer Staaten mit ihren Feinden den Rezensenten doch zu überzeugen, schließt er sich dem Plädoyer Frey für eine wehrhafte Demokratie an. Auch deshalb, weil Frey auch Kritik am Freiheitskonzept der USA formuliert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2005

Cord Aschenbrenner attestiert dem österreichischen Journalisten Eric Frey mit seiner Betrachtung des unterschiedlichen "Umgangs mit dem Bösen" in der Welt, ein "originelles" Buch geschrieben zu haben. Schon den Titel preist er als "kaum steigerungsfähig", nicht zuletzt weil sich dahinter eine "handfeste" politisch-historische Analyse verbirgt, wie der Rezensent eingenommen feststellt. Frey untersucht die "bis heute anhaltenden Folgen" die Hitler für die Weltpolitik hat und die zu unterschiedlichen "Weltbildern" führt, die sich nicht zuletzt in den Haltungen zum Irak-Krieg manifestiert haben, wie der Rezensent betont. Nicht zuletzt lobt Aschenbrenner die Tier-Vergleiche, mit denen Frey das "Böse" zu umschreiben versucht, als sehr "passend", auch wenn er deren "Abgrenzung" von einander nicht immer "ganz einleuchtend" findet. Klar werde am Ende aber die Position des Autors, der darauf dringt, die Ausprägung des Bösen erst genau zu "analysieren", bevor man aktiv werde. Denn je nachdem ob es sich bei einer Bedrohung eher um "aggressive Raubtiere" oder einen "Bienenschwarm" handele, seien unterschiedliche Reaktionen erforderlich, wie Aschenbrenner der Lektüre entnimmt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Friedvoll mögen die Europäer sein, Rezensentin Angela Gutzeit ist es nicht gegenüber dem Verfasser von "Das Hitler-Syndrom". Frontal greift sie die mit dem Titel gesetzte Kernthese Eric Freys an, alle außenpolitischen Entscheidungen der USA nach 1945 seien Folgen eines "Hitler-Syndroms". Damit entschuldige der Autor ja geradezu die amerikanischen Militärinterventionen, entsetzt sich Gutzeit. Sie selbst hält Hitler als "Metapher des Bösen" nur für ein Mittel der Propaganda, um etwa die eigentlichen Gründe für den Irakkrieg zu verschleiern. Eine weitere Quelle des Unbehagens stellen für die Rezensentin die notorisch "schrägen Vergleiche" des Autors zu tierischen Verhaltensweisen dar. Generell weckt Freys Buch der Rezensentin zufolge "Erwartungen", Antworten für Verhaltensweisen in Krisensituationen zu geben, gebe aber tatsächlich nur die ernüchternde Erkenntnis preis, es gebe keine Antworten. Einzig die Analysen zum Nahostkonflikt, zur Iran-Politik und zum russischen Tschetschenien-Politik erhalten von Gutzeit das Prädikat "zutreffend". Alles in allem, schließt die Rezensentin unversöhnlich, hätte Frey seine Zeit besser darauf verwendet, "europäische Verhaltensstrategien gegenüber den heutigen Krisenherden auszuloten", anstatt seine fixe Idee von einem "angeblichen" Hitler-Syndrom zu verfolgen.