Eric Baratay, Elisabeth Hardouin-Fugier

Zoo

Von der Menagerie zum Tierpark
Cover: Zoo
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783803136046
gebunden, 256 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Matthias Wolf. Wie aus exotischen Sammlungen eine der erfolgreichsten Vergnügungseinrichtungen unserer Zeit entstand. Der Zoo, seine Bewohner und ihre Betrachter in einer großen, reich bebilderten Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.06.2000

Warum halten Menschen "wilde Tiere in abgeschlossenen Räumen", fragen sich die Autoren. Sie beschäftigen sich dabei, obwohl sie das ausdrücklich verneinen, eben doch mit "Zooanekdoten", der "Stellung des Zoos in der Stadt" und seiner "wissenschaftlichen Nutzung", - und ihrem Buch kommt das sehr zu Gute, findet Cord Riechelmann. Schon bei Alexander dem Großen ist die Zuschaustellung exotischer Tiere Folge und Beweis siegreicher territorialer Eroberungen; das höfische Vergnügen, wilde Tiere gegeneinander in Menargerien antreten zu lassen, verfeinert sich erst im Bürgertum, das nach Vorbild des spätfeudalen Adels auch zunehmend Botanische Gärten anlegte, zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Arten. Auch der "Volksbildung" mehr als dem Vergnügen sollten die Zoos von nun an dienen und die "Illusion von Natürlichkeit" findet am Ende in der Kritik an der Haltung der Tiere ihren Niederschlag, - alles das höchst interessant von den französischen Mentalitätshistorikern dargestellt, findet Cord Riechelmann.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2000

Wolfgang Sofsky zeigt sich trotz einiger Einwände fasziniert von dieser Kulturgeschichte des Zoos, die zwei in Lyon lehrende Spezialisten für Kunst- und Mentalitätsgeschichte verfasst haben. Sein Einwand: Ihre Darstellung lese sich nicht als Skandalchronik fortgesetzter Tierquälerei, sondern eher als ein Dokument der zivilisatorischen Entwicklung: "von der blutigen Tierhatz bis zum Streichelzoo" unserer Tage, ein nach Sofsky überholtes Evolutionsmodell. Diesen Vorbehalt kurzerhand beiseite schiebend lobt er die Materialfülle sowie die originelle und anschauliche Darstellungsweise der Autoren. Sofsky folgt ihnen chronologisch von der feudalen Zurschaustellung exotischer Tiere, über wissenschaftliche Kadaverversuche bis hin zu den ersten Tierparks, die ein Zeichen kolonialer Eroberungen waren. Beeindruckend sei, meint der Rezensent, wie sich über diese Kulturgeschichte des Zoos ebenso die Geschichte des Kolonialismus, des Gartenbaus, der Wissenschaften oder des modernen Freizeitverhaltens vermitteln lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2000

Katharina Rutschky begann das Buch wohl mit großen Hoffnungen, denn sie stellt ein Universum von Überlegungen zum Thema Mensch und Tier ihrer Rezension voran. Doch bei den beiden Autoren war das Thema ihrer Meinung nach in den falschen Händen. "Bequeme Vorgaben politisch korrekter Urteile" bis "approbierte Vorurteile" hätten die beiden Historiker geleitet, die ein Buch über ein Thema geschrieben hätten, "von dem sie keine Ahnung haben". Manches überrascht die Rezensentin dann aber doch, und die Beschreibungen der Zooanlagen Ludwig IV. in Versailles, "das ist schon lesenswert". Ansonsten lautet das vernichtende Urteil: "besserwisserisches Panorama", dem man oft schon "rein sachlich" nicht zu folgen vermöge. Eine "aufgeklärte Geschichte des Zoos" hat bis jetzt keiner versucht: Frau Rutschky hofft weiter.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2000

Eine Art Weltgeschichte des Verhältnisses der Menschen zu exotischen Tieren scheint hier vorzuliegen. Harald Eggebrecht zeigt sich beeindruckt von der Stofffülle des Bandes, auch wenn die beiden Autoren sie ein wenig trocken präsentierten. Eggebrecht weist darauf hin, dass es sich hier um eine traurige Geschichte von "Mord und Totschlag" und Unterdrückung der Tiernaturen handelt, und er schildert, dass die Haltung exotischer Tiere durch die Fürsten immer auch als ein Ausweis der Macht galt. Heute habe sich die Funktion der Zoos verändert: Es gehe nicht mehr darum, Tiere einzufangen, sondern eher darum, sie auszusetzen.
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