Elias Hirschl

Content

Roman
Cover: Content
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2024
ISBN 9783552073869
Gebunden, 224 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listen-Artikel, die Clicks generieren sollen. (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!) Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und YouTube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren. Oder die Start-ups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.04.2024

Rezensent Oliver Jungen hat "Content", den neuen Roman des österreichischen Poetry-Slammers Elias Hirschl, mit offenkundigem Interesse gelesen. Entstanden während eines Aufenthaltsstipendiums im Ruhrgebiet, handelt es sich dabei um eine absurd-dystopische Auseinandersetzung mit der fossilen Ära und der spätkapitalistischen Digitalwirtschaft. Die Protagonistin und ihre beiden Kolleginnen produzieren für ein großes Internetunternehmen Listen und (post)ironische Videos (also "Content"), unweit ist ein an Amazon wie Lieferando erinnerndes Lieferunternehmen ansässig, dessen Mitarbeiterinnen streiken - einer von vielen "realdigitalen Markern", die Jungen in dem Text findet. Die harmlose Satire wächst sich zur umfassenden Dystopie aus, als sich die KI-Software, die der Ich-Erzählerin die Arbeit abnehmen sollte, verselbständigt und das Reale und das Digitale vollständig ununterscheidbar werden. Jungen weiß zu schätzen, wie durch Hirschls Erzählkunst die Wirklichkeit zum bloßen Medienreflex wird; allein findet er die Überlegungen des Autors zu disparat und naheliegend, die Handlung nicht tragend genug. Empfehlen würde der Rezensent Hirschls Miniatur über das Implodieren der digitalen Welt dennoch.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10.02.2024

Als "postironisch", also als nicht mehr klar zu differenzierende Mischung aus Ironie und Ernst, beschreibt Rezensent Manuel Paß die Stimmung in Elias Hirschls Roman über eine Firma, in der eher wenig sinnvoller Inhalt für das Internet produziert wird. Die dort arbeitenden Content Creators sind "Vertreter des digitalen Prekariats", die in einer Dystopie leben, in der eigentlich alles sinnlos ist und selbst der Tod der eigenen Eltern irgendwie für das Internet verwurstet wird. Der Kritiker schwankt ob dieser Absurdität zwischen Lachen und Erschrecken und ist sich sicher, dass kaum jemand die aktuelle Zeit so gut einfängt wie Hirschl.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.02.2024

Das Innere einer Content-Farm lernt Kritiker Cornelius Pollmer mit der neuen Internet-Satire von Elias Hirschl kennen: Die Figuren, die eher semi-bedeutsame Inhalte für das Internet kreieren, sind von "kolossaler Gleichgültigkeit" geprägt. Pollmer liest eine Satire, die ihren Gegenstand sehr gut kennt, für ihn ist es "befreiend", ein solches Elendsszenario der Technik zwischen Spotify-Streams und Reddit-Bots einmal in Gänze vor sich ausgebreitet zu sehen, auch wenn ihm eine moralische und über die Sinnlosigkeit des Ganzen hinausgehende Ebene fehlt. Ein gutes Buch, um auch mal über das "Hurra, die Welt geht unter"-Gefühl lachen zu können, schließt der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.02.2024

Ein ausgezeichnetes Buch für das Internetzeitalter hat Elias Hirschl laut Rezensentin Miriam Zeh geschrieben. Die namenlose weibliche Hauptfigur arbeitet für eine Contentschmiede namens "Smile Smile", wo Handys für Likes zerschreddert und jede Menge sinnbefreiter Listicles erstellt werden. Um Handlungslogik schert sich Hirschl dabei nicht, so Zeh, vielmehr ist auch die unstete, überraschungsreiche Form des Buchs dem Internet abgeschaut und kultiviert insbesondere eine "Poesie des Glitches" erklärt Zeh, Clemens Setz zitierend. Der Glitch schlägt unter anderem der Moral wiederholt ein Schnippchen, freut sich die Rezensentin, die der Ansicht ist: so wie Hirschl kann die KI - noch - nicht schreiben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.01.2024

Keinen geradlinig durcherzählten Roman hat Elias Hirschl geschrieben, erläutert Rezensent Johann Voigt, der sich mit dem Autor getroffen hat. Sondern einen, der dem Web 2.0 ähnelt, also zwischen diversen Motiven hin und her springt und auch andauernd die Textformen wechselt, als würde man sich von Link zu Link durchs Netz bewegen. Gerne verliert sich der Rezensent im "Sprachwitz" und der irren Handlung, die im Laufe des Buches immer rasanter wird. Die Protagonistin, lernen wir, hat keinen Namen, sie arbeitet für eine Content-Farm namens Smile Smilie Inc., für die sie sinnbefreite Listicles erstellt, beziehungsweise irgendwann von einer KI erstellen lässt. Die Listicles selbst kommen laut Voigt ebenfalls im Buch vor, die Erzählerin bleibt derweil uninvolviert, lässt alles über sich ergehen. Ein "ungutes Gefühl" bleibt nach der dystopischen Lektüre beim Rezensenten zurück, der den Roman mit dem kapitalistischen Realismus Mark Fishers in Verbindung bringt und darauf hinweist, dass Hirschl auf einen hoffnungsvollen Ausblick am Ende verzichtet.