Dmitrij Belkin

Germanija

Wie ich in Deutschland jüdisch und erwachsen wurde
Cover: Germanija
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783593505800
Gebunden, 202 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Dezember 1993, Dnepropetrowsk, Ukraine. Der 22-jährige Dmitrij Belkin nimmt drei Taschen und sechs Bücher, setzt sich in einen Bus und fährt ins völlig Ungewisse, nach Deutschland, wie eine Viertelmillion andere Juden aus der Ex-UdSSR auch. Er kommt als Einwanderer in ein Land im Umbruch: Postsowjetischer Blick trifft auf alte und neue Bundesrepublik, in der für ihn und seine Familie eine jüdische Selbstentdeckung möglich wird. Deutsche Zeitgeschichte im Spiegel einer sehr persönlichen und zugleich politischen Erzählung, die ihr Licht auch auf die heutige turbulente Zeit der Einwanderung wirft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2016

Rezensent Jannis Panagiotidis begreift die Umwälzungen der letzten 30 Jahre in Deutschland und Osteuropa ein Stück weit besser mit Dmitrij Belkins Buch. Der Autor liefert ihm eine hellsichtige Analyse bundesdeutscher Verhältnisse heute, allerdings ohne seine eigene Migrationsgeschichte in Klischees aufgehen zu lassen. Belkins Bewusstsein seiner Herkunft aus der Sowjetunion und seiner sowjetischen, russischen, ukrainischen, deutschen und jüdischen Identität machen die Lektüre des autobiografischen Textes für den Rezensenten bemerkenswert, da der Autor sich selbst nicht allein als Objekt deutscher Fremdenfeindlichkeit zeigt. Vielmehr tritt Belkin bei der spannungsreichen Suche nach sich selbst als handelndes Subjekt auf, erklärt Panagiotidis. Die Paradoxien von Zuwanderung und Integration erfasst der Autor laut Rezensent persönlich wie zeithistorisch und vermittelt sie dem Leser auf faszinierende Weise.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.10.2016

Sehr lesenswert findet Rezensentin Nadja Erb, wie Dimitrij Belkin das Schicksal eines typischen Migranten in Deutschland auf den Punkt bringt. Der Historiker Dimitrij Belkin, der mit seiner jüdischen Familie Anfang der neunziger Jahre die Sowjetunion verließ, erzählt in dem Buch von seinem "Ankommen" in Deutschland. Belkin trug nicht das typische Reisegepäck, erzählt Erb. Statt Fotos der Liebsten, Geld oder warme Socken besaß er nur sechs, in karierten chinesischen Plastiktaschen transportierte Bücher, so die Rezensentin, die sein erklärtes Ziel nur zu gut versteht: Die europäische Kultur kennen-und verstehen lernen um sie zurück in seine Heimat bringen. Belkin erzählt "ohne Selbstmitleid", lobt Erb. Dass Belikin kaum über den Antisemitismus in Deutschland spricht, findet sie zwar schade, aber verständlich.