Dirk Kaesler

Max Weber

Preuße, Denker, Muttersohn
Cover: Max Weber
C.H. Beck Verlag, München 2014
ISBN 9783406660757
Gebunden, 1007 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Nur wenige Denker werden so häufig als Interpret unserer Gegenwart in Anspruch genommen wie Max Weber. Doch es war nicht unsere Welt, die Weber zu seinen Theorien inspirierte. Dirk Kaesler rekonstruiert die Entstehung von Webers Werk im Kontext der damaligen Ideen und Kontroversen, zeichnet seine wissenschaftlichen und politischen Aktivitäten nach und entschlüsselt eindrucksvoll den Menschen Max Weber. Dabei wird deutlich, wie sehr sowohl das wissenschaftliche Werk als auch das lebenslange politische Engagement dieses Mannes untrennbar mit seinen diversen Familiensystemen verbunden waren und nur aus diesen verstanden werden können. Leben wie Werk Max Webers sind vorgeprägt von Vorfahren, Großeltern, Eltern und Geschwistern, deutschen Städten und ihren Bürgern. Seine bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen sind zugleich das Werk seines eigenen Lebens wie auch das jener vielen Menschen, die dieses Leben begleitet und mitbestimmt haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2014

Dirk Kaeslers Biografie über Max Weber hat bei Gangolf Hübinger keinen ganz runden Eindruck hinterlassen. Das Leben des Begründers der Soziologie ist seines Wissens noch nie derart umfassend dargestellt worden wie in diesem Tausendseiten-Wälzer, in dem Kaesler, emeritierter Soziologieprofessor, die Summe seiner lebenslangen Beschäftigung mit Weber gezogen hat. Er findet in dem Buch bei der eingehenden Darstellung von Webers Schriften viele "anregende Akzente", vermisst aber eine konkrete Fragestellung, die über den thematischen Fokus des Untertitels "Preuße, Denker, Muttersohn" hinausgeht. "Preuße" scheint ihm Weber eher in dem Sinn, dass er negativ auf Preußen fixiert gewesen sei. Als "Denker" kann ihn Hübinger dagegen nicht genug rühmen und stimmt hier mit Kaesler sehr überein, während er dessen Charakterisierung Webers als "Muttersohn" insofern differenziert, als er die Mutter vor allem als finanziellen Rückhalt sieht. Der wissenschaftlichen Wert dieser Biografie wird für Hübinger dadurch deutlich beeinträchtigt, dass der Autor aus "stilistischen Gründen" darauf verzichtet hat, seine Zitate zu belegen. Als "roman vrai" erachtet der Rezensent diese Weber-Biografie dennoch für "lesenswert".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2014

Anerkennend äußert sich Rezensent Hans-Peter Müller über Dirk Kaeslers voluminöse Biografie Max Webers. Im Einzelnen hat er dennoch einiges zu bekritteln. So stört ihn die Detailverliebtheit des Autors, über die in seinen Augen immer wieder wichtige Einschätzungen an den Rand gedrängt bzw. zugeschüttet werden. Auch moniert er Kaeslers unentschiedenen Stil: auf der einen Seite sieht er einen "ruhigen" Erzähler am Werk, auf der anderen Seite einen Zeigefinger erhebenden Professor. Die Intention des Autors, Marianne Webers "Lebensbild"(1926) über ihren Mann zu entmystifizieren, scheint Müller zwar eingelöst. Aber umgekehrt findet er bei Kaesler nun ebenso hagiografische Züge. Trotz seiner Kritik schätzt der Rezensent den Reichtum an historischen Informationen und das umfassende Bild Max Webers, das Kaeslers Werk bietet.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2014

Als allzu redselig bezeichnet Friedrich Wilhelm Graf den Autor Dirk Kaesler. Sich Max Weber möglichst unvoreingenommen nähern zu wollen, scheint dem Rezensenten zwar ein höchst löbliches Unterfangen. So jenseits aller Forschung und bei rund 1000 Seiten ganz ohne Anmerkungen geht es aber dann doch nicht, meint Graf. Das Unternehmen findet er tragisch, weil der Band zwar pünktlich zu Webers 150. Geburtstag erscheint, von ungeheurem Sammlerfleiß zeugt und auch durchaus Neues aus neu erschlossenen Quellen darbietet (die Briefe von Webers Ehefrau Marianne vor allem), bei aller Beflissenheit und allem Mut zur Eigenwilligkeit jedoch sprachlich allzu unbeholfen ist und sich in Nebensächlichkeiten und Widersprüche verrennt. Außerdem hat es für den Rezensenten den Anschein, als seien elementare Informationen zu Weber den Streichungen des Lektorats zum Opfer gefallen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Alexander Cammann hat gleich zwei Biografien des vor 150 Jahren geborenen Soziologen Max Weber gelesen, denen er viel abgewinnen kann. Der emeritierte Soziologieprofessor Dirk Kaesler hat einen 1000-seitigen Band vorgelegt, in dem sich seine jahrzehntelangen Forschungen zu Max Weber niederschlagen, meint der Rezensent. Er notiert die akribische Auswertung aller erreichbaren Dokumente und Texte zu Leben, Werk und Wirkung des Soziologen und registriert auch, dass es fast 400 Seiten braucht, bis der Autor überhaupt zur ersten Professur Webers vorstößt. Dafür stellt Kaesler zunächst sehr genau die Familiengeschichte Webers dar und bietet damit so etwas wie die "Geschichte einer bürgerlichen Großfamilie", so Cammann insgesamt sehr zufrieden.
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