Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus

Überarbeitete und ergänzte Fassung des Zwischenberichts von 1999
Cover: Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus
Chronos Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783034006170
Broschiert, 487 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz. Der Bericht stellt die Flüchtlinge, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz zu fliehen versuchten, ins Zentrum. Er fragt nach den Bedingungen und Ursachen der schweizerischen Flüchtlingspolitik, die im Sommer 1942 die Grenze für "Flüchtlinge nur aus Rassegründen, (z.B. Juden)" schloss. Die schweizerisch-deutschen Verhandlungen, die im Jahre 1938 zur Einführung des "J"-Stempels führten, und die Gründe der Grenzschließung von 1942 werden auf der Basis von teilweise unbekannten Dokumenten nachgezeichnet und diskutiert. Dass sich trotz der Grenzschließung zahlreiche Flüchtlinge dank der Zivilcourage von einzelnen Beamten, Fluchthelfern und Privaten in die Schweiz retten konnten, wird anhand der Analyse von gut dokumentierten Einzelschicksalen aufgezeigt. Dabei wird allerdings ebenso deutlich, dass die restriktive Politik an verschiedenen Grenzabschnitten und zu bestimmten Zeiten mit menschenverachtender, teils kaum vorstellbarer Härte durchgesetzt wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2002

Als "mangelhaft koordinierte Kollektivarbeit" bezeichnet Paul Stauffer den Band der "Unabhängigen Expertenkommission Schweiz" um den Züricher Historiker Jean-Francois Bergier. Zwar bestätigt der Bericht die grundlegenden Anschuldigungen zur Flüchtlingspolitik der Schweiz im Zweiten Weltkrieg- jedoch ohne die "Zwangslage" in der sich das Land befand, auch nur mit ein zu bedenken, ärgert sich der Rezensent. Dass der damals auch in der Schweiz existierende Antisemitismus als faktischer Mitgrund für verweigerte Hilfsmassnahmen gesehen werden muss, kann Stauffer gut nachvollziehen, dass die Kommission den Antisemitismus als "landesspezifisches Übel" herausarbeitet, findet er jedoch reichlich übertrieben. Auch sind Flüchtlingsstatistiken nicht hinreichend ausgewertet, und der "Quantität" der Problematik wird dieser Bericht nicht gerecht, bemerkt der Rezensent weiter. Quasi kommentarlos jongliere die Arbeit mit ungenauen Zahlen früherer Erkenntnisse. Zu "moralisierend", teilweise "widersprüchlich" sei dieses Werk, das zwar einen Diskurs zu seinem Thema entfachen könne, jedoch in ebendiesem Diskurs die "Schwäche der eigenen Position" offenbare, resümiert der Rezensent.
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