Dave Eggers

Die Parade

Roman
Cover: Die Parade
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2020
ISBN 9783462053579
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Mit seinem neuen Roman wirft Dave Eggers die Frage auf, ob der Westen in der Lage ist, die komplizierten Verstrickungen eines Entwicklungslands, das sich jahrelang im Bürgerkrieg befand, zu begreifen. Zwei Straßenbauer werden von einer internationalen Baugesellschaft in ein vom Bürgerkrieg zerrissenes Land geschickt, um den armen Süden mit dem reichen Norden zu verbinden. Der Präsident des Staates will den noch jungen, fragilen Frieden mit einer Militärparade auf der neuen Straße feiern. Einer der beiden Männer möchte so schnell und korrekt wie möglich seine Arbeit verrichten, um bald wieder nach Hause zu können; der andere ist abenteuerlustig und nimmt voller Freude und Neugier alles mit, was ihm die neue Kultur, die fremden Menschen und das exotisch riechende Essen zu bieten haben.
Meter für Meter kämpfen sie sich mithilfe einer hypermodernen Asphaltiermaschine voran. Die Straße wird länger, die Konflikte zwischen den beiden werden härter und nehmen eine dramatische Wendung, als einer der Männer lebensbedrohlich erkrankt. Beide kommen auf dieser Reise an ihre Grenzen - und müssen sich fragen, inwiefern sie der Bevölkerung wirklich helfen, wenn sie ihren Auftrag erfüllen. Tut man automatisch Gutes, wenn man Gutes tun will?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.07.2020

Katharina Granzin liest die Geschichte von Dave Eggers aus der Welt global agierender Entwicklungspolitik als parabolische Versuchsanordnung, die anhand zweier aufs Wesentliche reduzierter Charaktere gegensätzliche Prinzipien ausbuchstabiert: das der neutral-effizienten und das der unbedarft-teilnehmenden Hilfe. Konzentriert, komprimiert gelingt dem Autor laut Granzin sogar beinahe ein "kleiner Entwicklungsroman". Dass dieser Handlungsstrang vom Autor "abgewürgt" wird, um der Story um Ambivalenzen Raum zu geben, scheint die Rezensentin zu bedauern. Am Ende könnte eine Mischung aus beiden exemplarisch vorgeführten Prinzipen die Lösung sein, vermutet sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2020

Rezensent Martin Halter liest Dave Eggers' kleinen Roman über zwei westliche Aufbauhelfer in Sudan, Afghanistan oder Bosnien (Genaues weiß Halter nicht) mit Wohlwollen. Die kleine Buddy-Story um zwei ungleiche Charaktere vor extremer Landschaft, die sich bei der Pflichterfüllung einander annähern, scheint Halter an Beckettsche Helden zu erinnern. Gelesen als Parabel zeigen sich Roman und Autor laut Halter in gewohnt kritischer Manier: eine Kehrseite des kapitalistischen Traums aufzeigend und zur Einheit von Arm und Reich aufrufend. Dass die Figuren reichlich flach sind, nimmt Halter so hin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.05.2020

Als Parabel" kündigt der Verlag Dave Eggers neuen Roman an. Rezensent Burkhard Müller jedoch findet diese Schublade viel zu eng für ein Meisterwerk wie "Die Parade". Noch stärker als gewöhnlich konzentriert sich der Autor darin auf das Wesentliche, lobt er: Eine Verbindungsstraße wird gebaut zwischen dem fortschrittlichen Norden und dem rückständigen Süden - wo und wann genau, erfährt man nicht. "Vier" wird der Mann genannt, der die Asphaltiermaschine lenkt, "Neun" heißt sein Kollege, der mit dem Quad vorausfährt, um die Lage zu sondieren. Vier und Neun könnten unterschiedlicher kaum sein, lesen wir, und so deuten sich bald erste Konflikte an, erzählt Müller: Es wird etwas geschehen, das steht fest, doch was genau, bleibt lange unklar. Diese Unklarheit und die Spannung, die dadurch entsteht, wird Müller durch eine reduzierte Sprache vermittelt, die nur so "vor Klarheit flirrt". Doch trotz dieser parabeltypischen Reduziertheit in Ton und Kontext, ist "Die Parade" kein absehbares Gleichnis, sondern eine spannungsreiche Geschichte voller unerwarteter Wendungen, so der begeisterte Rezensent.
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