Christoph Peters

Wir in Kahlenbeck

Roman
Cover: Wir in Kahlenbeck
Luchterhand Literaturverlag, München 2012
ISBN 9783630873213
Gebunden, 512 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Es ist eine Welt für sich: das Collegium Gregorianum Kahlenbeck, ein streng katholisches Jungeninternat irgendwo am Niederrhein. Hier wächst der knapp 15-jährige Carl Pacher Anfang der achtziger Jahre heran. Von den inneren Widersprüchen des Collegiums ist Carl Pacher tief geprägt. Denn einerseits ringt der schwärmerische und manchmal bestürzend naive Junge um Selbstüberwindung und den rechten Glauben. Aber zugleich kann er sich gegen frühreife erotische Phantasien ebenso wenig wehren wie gegen die Sehnsucht nach der unbedingten Liebe. Sowohl tiefgründig als auch aberwitzig und komisch, ist "Kahlenbeck" ein Pubertäts- und Internatsroman, wie man ihn lange nicht gelesen hat: ein Roman über Religion und Spiritualität, über Freundschaft und Rivalität, über das Fegefeuer der Pubertät und die Fallgruben der Liebe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2012

Rezensent Jörg Aufenanger hat sich mit großem Interesse von Christoph Peters in die abgeschottete Welt des katholischen Internats Kahlenbeck führen, in dem Jugendliche weniger den ewigen Kampf um erwachende Lust, Liebe und Todessehnsucht führen, als vielmehr den gegen Sünde, Zweifel und andere Verlockungen des Teufels". Aufenanger betont, dass Peters diese Welt der "religiösen Quarantäne" nicht kritische oder gar anklagend beschreibt, sondern "mit Sympathie und Verständnis". Und auch wenn vielen Lesern dieser ungebrochene Katholizismus etwas fremd sein dürfte, ist Aufenanger überzeugt, dass er sich von der Fähigkeit des Autors, anschaulich zu erzählen, mitreißen lassen wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Einen großartigen, wenngleich unkonventionellen Internatsroman (ja, den gibt's noch, versichert der Rezensent) hat Martin Halter mit Christoph Peters neuem Buch gelesen. Klassisch an diesem Buch ist für Halter weder die Freizeitgestaltung des Internatszöglings (onaniert nicht, ist nicht oberflächlich) noch dessen Haltung zum Geistig-Spirituellen (verzweifelt ob seiner Sünden, ringt mit dem Teufel). Für den Rezensenten geht das in Ordnung, solange der Autor, der hier übrigens seine persönlichen Erfahrungen aus dem Collegium Augustinianum in Gaesdonck verarbeitet, derart groß und weltfromm erzählt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2012

Christoph Peters neuer Internatsroman "Wir in Kahlenbeck" konnte Rezensent Maximilian Probst nicht überzeugen. Der Kritiker findet zwar den Ansatz, altbekannte Internats-Themen wie erwachende Sexualität, Homoerotik, Sadismus und tiefsinnige Gespräche um den Glauben an Gott als ernstgemeinte Alternative zu erweitern, durchaus interessant. Leider muss er aber feststellen, dass diese Geschichte um den sensiblen Carl Pacher, der zwischen seiner pubertierenden Liebe zum Küchenmädchen Ulla und dem "vormodernen Katholizismus" schwankt, den sein Freund Kuffel predigt, zu schematisch und "vorhersehbar" ist. Neben den stereotypen Figuren erscheinen dem Kritiker auch die einfachen Sprachbilder des Autors zu "abgegriffen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.09.2012

Christoph Peters' neuer Roman "Wir in Kahlenbeck" sticht aus der Fülle der Internatsliteratur hervor, versichert Rezensent Jörg Magenau. Zwar folgt der Kritiker auch hier einem pubertierenden Jungen beim Heranwachsen in der einengenden und unterdrückenden Sphäre eines katholischen Internats in den Achtzigern, dennoch stellt Magenau erfreut fest, dass es in diesem Roman weniger um die äußeren Zwänge als um die unmittelbar erlebte innere Entwicklung des Protagonisten geht. Und so erlebt der Rezensent etwa, wie der vierzehnjährige Carl Pacher, der lieber Bach als Zappa hört, die anzüglichen Kommentare des Präses verarbeitet, der ihn nach seinen ersten sexuellen Erfahrungen befragt und diese zugleich mit Schuldgefühlen belegt. Mit großem Interesse liest der Kritiker auch die an "platonische Dialoge" erinnernden Gespräche zwischen Carl und seinem philosophisch versiertem Mitschüler Holzkamp, der die Doktrin der katholischen Kirche gegen Darwins Evolutionstheorie verteidigt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.09.2012

Christoph Peters neuer Roman "Wir in Kahlenbeck" hat Rezensent Christoph Schröder tief beeindruckt. Bemerkenswert scheint ihm, dass der in einem streng katholischen Internat Anfang der 1980er Jahre spielende Roman um den pubertierenden Carl, der zwischen Religiosität und aufkeimendem Begehren aufgerieben wird, den Katholizismus und die Internatsgepflogenheiten nicht als "Unterdrückungsapparat" stilisiert. So liest er das Buch auch nicht als Anklage, sondern als "Dialog". Die Mischung aus Intellektualität und Religiosität machen das Werk für ihn zu etwas Besonderem. Dem Autor gelingt es seines Erachtens überzeugend, große Themen - Glaube, Welt, Erotik, Liebe, Entsagung, Einsamkeit - virtuos in die Erzählung einzuweben. Dass das Ganze mitreißend zu lesen ist und trotz zahlreicher theologischer Erörterungen, die Carl führt, keine Sekunde langweilt, beweist für Schröder, dass Peters ein grandioser Erzähler ist, der es schafft, eine dichte, stimmige Atmosphäre zu erzeugen und den Leser zu packen.