Christoph Nonn

Bismarck

Ein Preuße und sein Jahrhundert
Cover: Bismarck
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406675898
Gebunden, 400 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Kriegstreiber oder Friedenspolitiker, Modernisierungsverhinderer oder weißer Revolutionär, Nationalheld oder Dämon der Deutschen: Die Liste der Beinamen, die Bismarck gegeben worden sind, ist lang. Doch der "Reichsgründer" war weder ein Übermensch noch ein Monster. Er feierte spektakuläre Erfolge und erlebte die größten Pannen, er war ein jähzorniger Choleriker und ein liebevoller Ehemann, ein treuer Freund Wilhelms I. ebenso wie ein rücksichtsloser Vollblutpolitiker. Aus solchen scheinbaren Widersprüchen setzt dieses Buch eine neue Sicht auf den "Eisernen Kanzler" jenseits der Mythen zusammen und zeichnet das Bild eines pragmatischen preußischen Konservativen. Dabei wird der Preuße Bismarck zum ersten Mal konsequent in die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts eingeordnet, die durch wachsende internationale und globale Vernetzung geprägt war - wie unsere heutige Welt auch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2015

Auf Zuspitzungen und den Versuch, übergeordnete Tendenzen der Zeit mit dem Lebenslauf zu verbinden, trifft Carsten Kretschmann in Christoph Nonns Bismarck-Biografie. Zudem scheint ihm der Autor um Thesen und Urteile nicht verlegen. Gut findet Kretschmann, dass Nonn den großen Staatsmann in den europäischen Kontext stellt und seine Leistungen relativieren hilft. Im Vergleich mit Cavour in Italien etwa erscheint Bismarck nicht mehr ganz so spektakulär, erkennt der Rezensent. Wenn Nonn auf entschlossene Weise den Antisemitismus Bismarcks in den Blick nimmt, scheint ihm der Autor allerdings übers Ziel hinauszuschießen. Ebenso, wenn der Autor wirtschaftspolitische Parallelen zum Heute konstruiert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 28.03.2015

Fast scheint der Rezensent Mitleid zu bekommen mit Bismarck. So sehr ist der Historiker Christoph Nonn bemüht, den Mythos zu zerstören und stattdessen Prozesse zu etablieren als Macher von Politik. Den Reichsgründer kann Wolfgang Schneider dahinter mitunter nicht mehr erkennen. Für eine Biografie scheint ihm das doch bemerkenswert. Schmunzeln lässt der Autor den Rezensenten allerdings auch über allzu modische, mythenverliebte Geschichtsschreibung. Dass Bismarck eher ein kluger Improvisierer war als ein großer Stratege, nimmt der Rezensent Nonn überdies ab. Auch wenn das Porträt dem Autor etwas "hölzern" gerät und die von Nonn gezogenen Parallelen zwischen Reichs- und  Gegenwartspolitik dem Rezensenten bemüht erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Kühn ist sie, die neue Bismarck Biografie, findet Louisa Reichstetter. Denn Bismarck komme darin vergleichsweise wenig vor. Vielmehr bietet sein Leben dem Autor einen historischen Rahmen, um sich dem politischen Leben Europas zwischen 1830 und 1900 zu nähern, erklärt die Rezensentin. Die Passagen biografischer Fakten unterbricht Nonn gekonnt mit Forschungsbeiträgen, die dem Leser auch andere Blickwinkel, zum Beispiel auf das Thema Revolution, ermöglichen, so Reichstetter. In der Biografie erscheine Bismarck daher weniger als "Genie oder Wahnsinniger" sondern als Pragmatiker, dem nicht zuletzt Glück zu dauerhafter politischer Bedeutung verhalf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2015

Christoph Nonn reiht sich ein unter die Bismarck-Biografen, berichtet Stephan Speicher, und schlägt sich auf Seiten derer, die in Bismarck kein politisches Genie erkennen. Bismarck sei immer nur "Hebamme historischer Ereignisse" gewesen, nie ihr Erzeuger, und seine Ansichten und Handlungen lassen sich aus seinem persönlichen und dem breiteren politischen Kontext erklären, fasst der Rezensent Nonns Position zusammen. Allerdings widmet sich der Autor für solche Aussagen zu wenig tatsächlich dem breiteren Kontext des Jahrhunderts, wie man es sich schon des Untertitels wegen erwartet hätte, während er aus seiner Analyse etwas zu leichtfertig Parallelen zur Gegenwart zieht, kritisiert Speicher, der dafür ein gewisses Maß an Sensationslust verantwortlich macht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de