Christian Hillgruber (Hg.), Frank-Lothar Kroll (Hg.), Michael Wolffsohn (Hg.)

Die Hohenzollerndebatte.

Beiträge zu einem geschichtspolitischen Streit.
Cover: Die Hohenzollerndebatte.
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783428183920
Gebunden, 430 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Seit Sommer 2019 diskutiert die Öffentlichkeit über Entschädigungsforderungen der Hohenzollern. Anlass für die Forderungen ist die Enteignung des letzten deutschen Kronprinzen, Wilhelm von Preußen durch die Sowjetunion nach 1945. Allerdings sieht das einschlägige Gesetz vor, dass niemand entschädigt wird, der dem kommunistischen oder dem nationalsozialistischen System "erheblichen Vorschub" geleistet hat. Dass dieser Sachverhalt kaum einfach zu klären ist, zeigen die vielen Facetten der Hohenzollerndebatte: Zunehmend verquicken sich moralische, politische, juristische und geschichtswissenschaftliche Aspekte. Das macht die öffentliche Auseinandersetzung mitunter hochemotional und polemisch.Der Sammelband sorgt für Differenzierung und Klarstellung. Beleuchtet werden die juristischen Hintergründe ebenso wie die politischen Bezüge, auch die aktuelle Debatte unter Historikern über das deutsche Kaiserreich findet Berücksichtigung. Und natürlich wird die politische Bedeutung des Kronprinzen für den Aufstieg des Nationalsozialismus in den Blick genommen. Zahlreiche renommierte Autoren, darunter Peter Brandt, Oliver Haardt, Christian Hillgruber, Frank-Lothar Kroll, Lothar Machtan und Michael Wolffsohn, bieten sind mit Beiträgen vertreten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2021

Rezensent Andreas Kilb, der die Hohenzollern-Debatte für die FAZ seit langem verfolgt, möchte nun langsam ein Ende sehen: Was es jetzt braucht, sind "keine weiteren Meinungen mehr, sondern Entscheidungen, sei es auf politischem oder gerichtlichem Weg." Das vorliegende Buch nutzt Kilb, um die Debatte nochmals zu resümieren. Dem Buch selbst wirft er dabei eine ideologisch aggressive Parteilichkeit vor. Kann es wirklich sein, fragt er, dass keiner der hier schreibenden Hohenzollern-Apologeten Zeit hatte, vor der Drucklegung Stephan Malinowskis grundlegendes Buch "Die Hohenzollern und die Nazis" zu lesen? Oder beschweigen die Autoren diese Studie aus politischen Gründen, "um ihrer Argumentation nicht den Boden zu entziehen"? Auf den Beitrag Christian Hilllgrubers geht Kilb etwas intensiver ein: Hillgruber verharmlose den Einfluss der Hohenzollern, die allenfalls im "alt-konservativen Bürgertum" noch Relevanz gehabt hätten. Diese Meinung ist aber widerlegt, wendet Kilb ein, und verweist auf einen Text des Preußenhistorikers Jürgen Luh auf der Website des Research Centers Sanssouci, der die erhebliche Rolle Wilhelm von Preußens bei der Eingliederung der Frontkämpferbünde in die Machtstruktur des Naziregimes belege.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2021

Der Historiker Dietmar Süß schüttelt den Kopf angesichts des von Frank-Lothar Kroll, Christian Hillgruber und Michael Wolffsohn herausgegebenen Buches mit Beiträgen von Juristen und Historikern zur Hohenzollerndebatte. So meinungsstark ihm die Texte in ihrem Zorn gegen "linksliberale Mainstreamhistoriker" erscheinen, so fragwürdig findet er sie. Teilweise taugen die Argumentationen allenfalls als "Schenkelklopfer im Altherrenclub", meint er, etwa wenn eine Historikerin regelrecht verspottet wird. Bedauerlich findet Süß auch den Umstand, dass keiner der Artikel sich auf Stephan Malinowskis "bahnbrechende" Studie "Die Hohenzollern und die Nazis" bezieht oder neues Quellenmaterial bietet. Bleibt für Süß Zuspitzung, wo Analyse angebracht gewesen wäre, und immerhin die stellenweise "Benennung der eigentlichen Konfliktlinie". Da geht es um das "Modernisierungspotenzial des Kaiserreiches", erklärt Süß.
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