Chico Buarque

Budapest

Roman
Cover: Budapest
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783100463302
Gebunden, 207 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Karin Schweder-Schreiner. In Rio de Janeiro schreibt er - in Budapest liebt er. Aber am liebsten versteckt sich der Ghostwriter Jose Costa hinter fremden Namen. Bei einer ungeplanten Zwischenlandung gerät der Brasilianer Jose Costa nach Budapest. Vergeblich versucht er ein paar Brocken Ungarisch aufzuschnappen. Aber die geheimnisvoll klingenden Worte werden zu seiner Leidenschaft. Zu Hause in Rio ist er ein erfolgreicher Ghostwriter und versteckt sich hinter fremden Namen. Und immer, wenn seine Identität gelüftet wird, bricht er Beziehungen ab und flüchtet. Dieses Mal nach Budapest. Hier verliebt er sich nicht nur in die Sprache, sondern auch in seine Lehrerin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2006

Margrit Klingler-Clavjio lässt keinen Zweifel aufkommen: Dieser Chico Buarque ist ein Tausendsassa. Die bewegte Geschichte des singenden Widerständlers und späten Romanciers und Dramatikers erzählt sie mit unverhohlener Bewunderung. Dass sie in Chicos 2003 im Original erschienenen Roman "Budapest" alle naselang auf den Musiker Buarque trifft, ist deshalb ein Segen. Genau wie die Figuren im Buch lässt sich die Rezensentin vom "erotischen" Sprachverständnis des Autors leiten. Allerdings offenbart der Text ihr auch die literarischen Fähigkeiten Buarques. Wie er die Elemente verschiedener Identitäten seines Helden arrangiert, das Verhältnis zwischen Fiktion und Realität neu erforscht und als Parodie des schnellebigen Literaturbetriebs ablichtet, das hält die Rezensentin für "virtuos".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.08.2006

Virtuos geschrieben und dazu wunderbar übersetzt sei dieser Roman, berichtet Rezensent Merten Worthmann von seiner Lektüre, mit der er ab einem bestimmten Punkt aber nicht mehr so richtig zufrieden war. Zu unentschieden wirkt für ihn die Haltung des Autors zwischen Komik einerseits und Ernsthaftigkeit andererseits. Der Stoff mit dem Verwechslungsspiel von Literatur und Leben, so der Rezensent, sei ein altbekanntes südamerikanisches Sujet, das natürlich auch von Chico Buarque legitimerweise behandelt werden könne. Zumal er alle einschlägigen "Zauberkunststückchen" und Sprachspielereien auf souveräne Weise beherrsche. Wenn da nicht diese merkwürdige Unentschlossenheit wäre, als ob, überlegt der Rezensent in Anlehnung an ein Pessoa-Zitat, die schmerzvollen Erfahrungen, um die es im Roman gehe, schon nicht mehr genügend schmerzten für eine gelungene literarische Simulation.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2006

Gegen die alte brasilianische Erzähltugend, die Mauern zwischen Wahrheit und Fiktion ordentlich zu schleifen, hat Kersten Knipp nichts. Aber mit dieser "ungarischen Fantasie" mutet Chico Buarque ihm einfach zuviel zu. Derart, dass er in seiner Besprechung noch einmal versucht, die wundersame Geschichte vom ghostwritenden brasilianischen Münchhausen Jose Costa auf Irrwegen in Ungarn in die Wirklichkeit zurückzubiegen - vergebens. Die Struktur der Erzählung zerfällt ihm wie Pilze im Munde. Oder ist das vielleicht doch genial - das Fantastische der Geschichte formal zu spiegeln? Nein, erklärt Knipp entschieden. Und fegt die dem Autor durchaus eingeräumte stilistische Eleganz und Kunstfertigkeit beiseite.
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