Charles Sealsfield

Ralph Doughby's Esq. Brautfahrt

Cover: Ralph Doughby's Esq. Brautfahrt
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783821845760
Gebunden, 300 Seiten, 28,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben und eingeleitet von Rolf Vollmann. Mit einem Essay von W. G. Sebald. Der alte Goethe lebte noch in der Enge Weimars, als ein junger Österreicher hinüberfuhr in die Weite der Neuen Welt und dort Landschaften sah, Städte und vor allem Menschen, noch völlig unbeschrieben und noch in keinen Romanen vorgekommen, für die das alte Europa wirklich zu klein gewesen wäre. Er warf alle Vorurteile leichter Hand weg, selbst die deutsche Sprache scheint er allem Neuen ungeschützt überlassen und ausgesetzt zu haben. Charles Sealsfield nannte sich der junge Autor, der dann ein begeisterter Bürger dieser Neuen Welt wurde, und wenn eine frisch atmende, lebendige Sprache je etwas verraten hat, dann die seine das schöne jugendliche Recht seiner damaligen Begeisterung. Und noch heute, nach hundertsiebzig Jahren, spüren wir in seinen Erzählungen aus jenen Jahren die Lust, etwas Neues am Menschen entdeckt zu haben; fast duften die frischen Farben noch, mit denen er uns seine Bilder aus der Neuen Welt malt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2006

Hannelore Schlaffer sieht den Reiz dieser Ausgabe von Charles Sealsfields "Ralph Doughby?s Esq. Brautfahrt" in der "Anderen Bibliothek" weniger in dem Roman als in der Inszenierung der Konfrontation zwischen Rolf Vollmanns Vorwort und W. G. Sebalds Essay über den Autor. Beide Texte spiegeln für sie die Rezeptionsgeschichte des Autors. Vollmanns Versuch, Seafield dem Leser schmackhaft zu machen, seine Einladung an den Leser, die exotischen und humoristischen Schilderungen der Südstaaten und ihrer Natur zu goutieren, hält Schlaffer durchaus berechtigt. Etwas überzeugender scheint ihr allerdings Sebalds Essay, der ein wenig schmeichelhaftes Bild des sich hinter dem Pseudonym Sealsfield verbergenden Autors Carl Postl zeichnet. Als "politisch höchst zwielichtige Figur" charakterisiere Sebald den Autor, der sich der amerikanischen Regierung als Agent angeboten und die Vernichtung der "Wilden" gerechtfertigt habe sowie für die Sklavenhaltung eingetreten sei. "Vollmann also lockt den Leser in ein literarisches Vergnügungslokal", resümiert die Rezensentin, "bei dessen Verlassen ihn Sebald darüber aufklärt, wie es dort wirklich zuging." Für sie besteht darin das eigentliche Vergnügen der Ausgabe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.09.2006

Der Rezensent Werner von Koppenfels hat offenkundig seinen Spaß an dem seinerzeit aus Österreich in die USA ausgewanderten Autor Charles Sealsfield, der von den Neu-Herausgebern seines Südstaatenromans der "Halbvergessenheit" entrissen wurde. Der Autor ist seiner Meinung nach "ein höchst unterhaltsamer Prediger und zugleich ein Erzähler von erheblichem Raffinement", der auf frische, sprudelnde Art und Weise den Pioniergeist seiner Zeit zum Ausdruck brachte. Der drücke sich schon in der deutsch-englischen Mischsprache aus. Zudem funktioniere der Roman nach Meinung des Rezensenten auf mehreren Ebenen. Man kann ihn einfach "nostalgisch genießen" oder aus Auslassungen über die Yankee-Mentalität auch "ihren dissonanten Subtext herausbuchstabieren".
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