Charles Reznikoff

Paul Auster entdeckt Charles Reznikoff

Gedichte
Cover: Paul Auster entdeckt Charles Reznikoff
Europa Verlag, Hamburg 2001
ISBN 9783203843056
Gebunden, 95 Seiten, 12,53 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Andrea Paluch und Robert Habeck. Der Reiz liegt im Aufspüren der Affinität des Herausgebers. Ist der Ausgewählte Vorbild? Oder soll an einem festgefügten Autorenbild eine längst überfällige Korrektur vorgenommen werden? Indem sich der Dichter/Herausgeber aber für einen Autor entscheidet, legt er eine Art Bekenntnis ab. Zu erspüren, welcher Art dieses Bekenntnis ist, bleibt Aufgabe des Lesers. Die Reihe kann so für den in der Lyrik wenig bewanderten einen Einstieg in die Welt der Poesie bedeuten, für den Insider wird sie überraschend neue Einblicke bereithalten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.04.2003

Zwar gefällt dem Rezensenten Volker Frick das vorliegende Buch, dennoch hat er zunächst mal Verschiedenes zu bemängeln. Er hält es für eine nicht unbedingt erfolgreiche Werbestrategie des Verlages, den in Amerika zwar anerkannten, aber hierzulande völlig unbekannten Lyriker Reznikoff mithilfe eines Erfolgsautors zu präsentieren, dessen literarische Qualitäten in den Augen des Rezensenten in den letzten Jahren arg zu wünschen übrig ließen. Außerdem musste Rezensent Frick feststellen, dass sowohl das von Paul Auster stammende Vor- und Nachwort mehr als zwanzig Jahre alt sind. Immerhin habe Auster, merkt Frick an, Reznikoff noch persönlich kennen gelernt. Reznikoff, Kind russischer Emigranten, lebte von 1894 bis 1976, referiert Frick, seine frühen Gedichte wiesen noch den Einfluss des Imagismus auf, seine Prosa verweise eher auf Joyce. Die vorliegende Gedichtauswahl aus den Jahren 1917 bis 1976 gewähre einen entsprechend kleinen Einblick in das Gesamtwerk, dennoch sei diese erstmalige Präsentation und Übersetzung (zu der Frick bedauerlicherweise nichts sagt) nicht zu unterschätzen, lobt Frick. Und gibt im übrigen zu, dass auch der 25 Jahre alte Essay Austers durchaus gut und zutreffend sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2002

Als doppelten Glücksfall feiert Rezensent Harald Hartung dieses Buch. Zum einen stellt es einen "wahrhaft bedeutenden" Dichter vor, den hierzulande unbekannten, 1976 gestorbenen amerikanisch-jüdischen Lyriker Charles Reznikoff. Zum anderen fungiert kein geringer als Erzähler Paul Auster als dessen "Entdecker". Als Guide und Interpret Reznikoffs glänzt Auster zur Freude des Rezensenten dabei als "Muster von Einfühlung und Präzision, das nur zu loben ist." Skandalös sei die lebenslange Missachtung Reznikoffs gewesen, findet Auster, und kann sich der Zustimmung des Rezensenten sicher sein. Austers Beschreibung Reznikoffs als "Dichter des Auges" und "Dichter des Nennens" ist für Hartung nur scheinbar ein Widerspruch. Er selbst charakterisiert Reznikoff als "Imagisten", der seine Bildfindungen am Wirklichen überprüfe, und den man zu den Objektivisten zählen könne. Aber wie Hartung hervorhebt, war Reznikoff weder an Schulen noch an Theorien interessiert, sondern an der "Evidenz der geschauten Dinge". "Er liebt den Snapshot aus dem alltäglichen Leben", erklärt Hartung, "um so besser, wenn daraus eine Epiphanie wird". Ein großes Lob geht auch an Andrea Paluch und Robert Habeck für die Übersetzung, die keinen anderen Ehrgeiz habe, als dem Dichter zu dienen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2001

Für Benedikt Erenz sind die Gedichte des hierzulande praktisch unbekannten Charles Reznikoff eine echte Entdeckung. Er vergleicht den Dichter mit so illustren Kollegen wie Emily Dickinson und William Carlos Williams, aber auch mit dem Fotografen Andre Kerzesz, der wie Reznikoff Momente sammelte, "kurze Szenen, kleine Ansprachen an die Dinge". Die Auswahl Paul Austers, der Reznikoff noch kennenlernte, zeigt den Dichter als "Mann in der Menge", nicht als Jurist oder Schriftgelehrter, der er auch gewesen ist, so Erenz, der an diesem Buch nur die "etwas fahrige" Aufmachung kritisiert.