Charles Lewinsky

Andersen

Roman
Cover: Andersen
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783312006892
Gebunden, 400 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Jonas war ein seltsames Baby. Er weinte selten, übte wie besessen motorische Fähigkeiten; und seine Eltern glaubten sogar manchmal, den wissenden Blick eines Greises in seinem Gesicht zu entdecken. Wie wahr diese Vermutung ist, ahnen sie nicht. Schon als Kleinkind setzt Jonas alles daran, seine Flucht zu planen, ohne dabei aufzufliegen. Als er jedoch ein einziges Mal einen Menschen zum Freund haben will, ist sein Schicksal besiegelt: denn eine Regung des Guten erträgt das Böse nicht. Rasant, klug und mit gerissenem Witz erzählt Charles Lewinsky die Geschichte eines Mannes, der eine zweite Chance bekommt. Und eine dritte. Wie er sie nutzt, lässt das Blut bis in die nächste Generation gefrieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.06.2016

Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut unterhalten fühlt sich Christoph Bartmann mit Charles Lewinskys Homunculus-Roman. Wer ist dieser unsympathische Kerl im Buch, der erst als NS-Folterknecht, dann Unternehmer und schließlich altkluger, bösartiger Fötus daherkommt?, fragt sich Bartmann. Vom Autor jedoch kann er keine Antworten erwarten, der stülpt seinem Text eine Maskerade nach der anderen über, erklärt der Rezensent. Ziemlich ausgedacht und konstruiert kommt das daher, meint Bartmann, aber in seiner Rätselhaftigkeit und mit dieser "unerfreulichsten" Romanfigur aller Zeiten durchaus effektvoll. Gelangweilt hat sich Bartmann dennoch. Das liegt an den vielen Klischees, der eindimensionalen Weltwahrnehmung des Bösen und den vielen müden Witzen im Text, erläutert der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2016

Jürg Altwegg kann nur staunen über den Reifeprozess des ehemaligen Unterhaltungsschriftstellers und Vielschreibers Charles Lewinsky. Lewinskys neuen Roman hält er für furios, randvoll mit befremdlichen Beschreibungen der Welt aus Sicht eines Unmenschen, wie er schreibt. Anspielungen auf den "Erlkönig" und auf Mozart entdeckt der Rezensent im Hirn des gebildeten Monsters, das ihm der Autor eröffnet, bis hin zu seinen kleinsten Empfindungen. Dass der Autor es mit den abstoßenden Szenen nicht übertreibt, stellt Altwegg dankbar fest und liest den Text bisweilen als politische Metapher eines Europas außer Rand und Band. Eins weiß Altwegg nach der Lektüre sicher: Das Böse gibt den besseren Stoff ab, vor allem, wenn er dramaturgisch derart gekonnt gestaltet ist, wie bei Lewinsky, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2016

Martin Zingg ist fasziniert von Charles Lewinskys Roman über die Macht des Bösen. Dass der Autor so raffiniert wie rätselhaft zu erzählen und das Grauen darzustellen vermag, ohne es aufzulösen in Moral, rechnet er ihm hoch an. So geht er in den Text wie in eine Höhle, mit beschränkter Sicht und leicht geduckt, wie Zingg schreibt, und begegnet einer merkwürdigen Figur, halb Kind, halb Erwachsener, die den Schrecken in sich trägt. Auch wenn der Text Gewaltdarstellungen nicht scheut, insgesamt findet Zingg im Buch etwas Neues und Kühnes in der Darstellung des Bösen und Autoritären.
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