Botho Strauß

Herkunft

Cover: Herkunft
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246768
Gebunden, 96 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Botho Strauß erzählt, wovon er noch nie erzählt hat: von seiner Kindheit und Jugend in den vierziger und fünfziger Jahren, von Naumburg und Bad Ems, den Orten, in denen er aufgewachsen ist, von seinen frühen, prägenden Erinnerungen. Mit diesem Buch findet er noch einmal zu einer ganz neuen Seite seines Schreibens: zum Ton des Erinnerns, der Vergewisserung über die eigenen Ursprünge. Die Jugend ist die Zeit, da die Zukunft einem noch bevorsteht; jetzt lässt Strauß eine lang zurückliegende Gegenwart wiedererstehen. Vor allem ist es der Vater, dessen Bild immer deutlicher hervortritt, liebevoll gezeichnet, doch ohne Selbsttäuschung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.12.2014

Peter Iden würdigt in seiner Rezension von Botho Strauß' "Herkunft" einen alten Freund, den er als "szenischen Erfinder" beschreibt, der den Kritikern über Jahre hinweg den Glauben an die Relevanz des Theaters erhielt. Gerne erinnert sich Iden an die Inszenierungen an der Berliner Schaubühne, die Strauß gemeinsam mit Peter Stein und Luc Bondy verantwortet hat und die beträchtlich zum Ruhm der Bühne beitrugen, er lobt die "Insistenz auf das Subjekt", das dem Ordnen seiner Welt gewachsen ist. Wahrscheinlich ist es Strauß' "abständige Nähe" zur Gegenwart, in der sich dieses Subjekt behaupten muss, die seinen so besonderen Reiz ausmacht, vermutet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.10.2014

Seit seiner Jugend liest Ijoma Mangold mit Begeisterung Botho Strauß, weil er in dessen Büchern früher "die echte Gegenwart" wiederfand, nicht Ideen der damaligen Gegenwartsliteratur, die noch nach älteren Tagen roch. Und schon damals fragte sich der Rezensent, wie wohl die Kindheit eines solchen Autors ausgesehen haben mochte. Die gibt es jetzt nachzulesen, verrät Mangold erfreut: in "Herkunft" beschreibt Strauß sein Aufwachsen in Ems an der Lahn, wo es die Familie hinverschlagen hatte, nachdem der Vater im Osten als angeblicher Spion verhaftet und enteignet wurde, berichtet der Rezensent. Um eben jenen Vater geht es viel, so Mangold. Denn obwohl der dem jungen Botho Strauß zu eitel und exzentrisch war, so war es doch ein stetes Ziel zur Harmonie mit ihm zu finden, erklärt der Rezensent. Diese seine Geschichte schreibt Strauß ohne jede "Besserwisserei der Nachgeborenen", gerade im Gegenteil, hält Mangold fest: die ganze Poetik ziele darauf ab, den "Urzustand kindlicher Welt-Ersterfahrung" zu vergegenwärtigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.09.2014

Hymnisch bespricht Rezensent Christopher Schmidt Botho Strauß' neues Buch "Herkunft", in dem der Autor von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Für den Kritiker grenzt dies bereits an ein Wunder, gilt Strauß doch nicht nur als öffentlichkeitsscheu, sondern auch als Autor, der die "intellektuelle Abgesondertheit" und die private Unverfügbarkeit zum Programm erhoben hat. Umso gebannter liest Schmidt nun diese Erinnerungen, die weit entfernt von jeglicher Sentimentalität und durch den Kunstgriff eines doppelten Zeitrahmens zum einen in Strauß' bürgerliche, von Vater und Mutter verwöhnte Nachkriegskindheit in der Provinz führt, zum anderen in die 1990er Jahre, als der durch den Krieg versehrte und geprägte Vater stirbt. Dieses Buch ist brillant geschriebene und reflexive "Vergangenheitsüberwältigung", eine Hommage an den Vater, aber auch ein wichtiges Dokument, um den "politischen Wirrkopf" Strauss besser zu verstehen, lobt der eingenommene Kritiker.
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