Bodo Kirchhoff

Die kleine Garbo

Roman
Cover: Die kleine Garbo
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783627001308
Gebunden, 287 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Hoederer, ein Altachtundsechziger, überfällt die Bank einer kleinen Stadt. Das Glück stellt sich dem lebenslangen Pechvogel auch diesmal nicht auf seine Seite: Sein Warnschuss tötet eine Frau. Auf seiner Flucht entwendet er ein Auto: Was Hoederer nicht weiß, ist, daß er jetzt auch zum Entführer geworden ist, denn im Fond des Wagens versteckt sich ein Mädchen im Engelskostüm: Malu, mit ihren zwölfeinhalb Jahren bereits ein berühmter Fernsehstar; sie war mit ihrem Chauffeur zu einem nächtlichen Dreh an einem See im Wald nördlich von Berlin unterwegs. Dort wartet das Team, insbesondere die resolute Produzentin und ihr Handlangerregisseur, ungeduldig auf das Eintreffen des Mädchens. Hoederer faßt schon wieder einen fatalen Entschluss: Anstatt die Kleine freizulassen, verlangt er Lösegeld für die Freilassung des Mädchens. Auf der Suche nach einem geeigneten Versteck gelangen sie in einen tief verschneiten Wald. Und es entspinnt sich ein Gespräch zwischen der kleinen Geisel, die bald die Situation in die Hand nimmt, und ihrem verzweifelten - letztlich jedoch gutherzigen Entführer. Doch reichen die zwölf Stunden bis zur Lösegeldübergabe mit der "kleinen Garbo", wie er sie nennt, aus, um sein versäumtes Leben nachzuholen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2007

Ernst Osterkamp tischt uns seine Unentschlossenheit diesen neuen Roman von Bodo Kirchhoff betreffend hemmungslos auf. Schade oder schön. Groß oder gruselig. So geht das hin und her, bis wir schließlich aber auch gar keine Lust mehr haben, das Buch zu lesen, das Osterkamp ohnehin lieber als Film sähe (so zwischen Tatort und Weihnachtsmärchen, aber auch nur "mit beherzten Eingriffen in die Story"). Egal, ob der Autor das nun alles genauso gewollt hat, wie der Rezensent ihm zugesteht, oder nicht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2006

Für Rezensent Wolf-Bernhard Essig hat dieser Roman das "Zeug zum Bestseller". Denn noch virtuoser als in seinem "Schundroman" verbindet Bodo Kirchhoff darin seiner Ansicht nach literarische und filmische "Genre-Ingredienzen" zu etwas ganz und gar Originellem. Im Zentrum steht der Beschreibung des Rezensenten zufolge Luise März, ein "pubertierender Kinderstar", die mit ihrem Hund Lorca zufälliges Opfer einer Entführung wird. Der Täter ist kein wirklicher Bösewicht, sondern eher durch unglückliche Fügung in die Sache herein geschlittert und die Art, wie nun Kirchhoff in seiner Geschichte Realistisches mit Märchenhaftem und Schauerelementen mischt, begeistert den Rezensenten bis zur letzten Seite. Da treten, wie er uns mit größtem Vergnügen wissen lässt, heulende Wölfe ebenso in Erscheinung wie die geld- und aufmerksamkeitsgeile Sphäre des Privatfernsehens. "Wie kann man einem die Welt erklären, der nicht fernsieht", zitiert der Rezensent das an ihrem altmodischen Entführer verzweifelnde Entführungsopfer und freut sich diebisch an Kirchhoffs kongenialem Mix, in dem es neben "bedeutungsschweren Naturimpressionen" auch eine Art Soundtrack aus Schlagern, Pop-Stücken und Opern gibt, und der seinen populärem Geschmack ebenso gerecht zu werden versteht wie seinen intellektuellen Ansprüchen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

Einen herrlichen "Schundroman" hat Kristina Maidt-Zinke mit Bodo Kirchhoffs "Die kleine Garbo" genossen. Es geht um einen Gelegenheitsverbrecher, einen glücklosen Verlierer, der ein 12-jähriges Mädchen entführt, fasst die Rezensentin zusammen. Das alles wird spannend erzählt, streift bei überwiegendem Halten des nötigen Niveaus auch schon mal den Kitsch und enthält - reine Koketterie, glaubt Maidt-Zinke - auch noch einen gewissen Teil "Mediensatire". Geradezu kunstvoll zieht Kirchhoff alle Register der Trivialliteratur, so die Rezensentin entzückt, und sie ist sich sicher, dass auf dem Gebiet keiner der "seriösen" Schriftsteller mit ihm mithalten kann - und Autoren, die im Gegensatz zum Kirchhoff ausschließlich in der Trivialliteratur zuhause sind, schon gar nicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Kirchhoffs siebtes und jüngstes Werk sei wie immer handwerklich perfekt, "Tempo und Timing", Virtuosität und Spannung: ein Stück wie aus dem Lehrbuch, so der Rezensent Michael Kohtes voller Verehrung. Um daraufhin zu fragen, was das eigentlich Interessante an der Erzählung sei? Dass es, ebenfalls wie immer, um Gewalt, Intimität und einen bestimmten, leicht verzweifelten Männertypus gehe, findet Kothes nicht weiter überraschend. Was der Autor aber dann mit seiner Story angefangen habe, verschlägt dem Rezensenten die Sprache: "ein Rührstück, das weder Kitsch noch Kolportage scheut", schimpft er. Am besten lasse sich der Roman mit einem Zitat seines Helden zusammenfassen: "Alles nur bunt und man versteht jedes Wort."
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