Bei Dao

Post bellum

Gedichte
Cover: Post bellum
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446199910
Gebunden, 86 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen und mit einer Nachbemerkung von Wolfgang Kubin. Seit Bei Dao 1989 China verlassen hat, ist er unterwegs und in seiner Heimat Persona non grata. Im Exil sieht er sich in einer Art Nachkriegszeit: Post Bellum. Der Band enthält Gedichte, die Bei Dao nach seiner Emigration in Berlin und auf anderen Stationen geschrieben hat, poetische Reflexionen über Heimat und Exil, Rebellion und Einsamkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2001

"Kein Exil ist folgenlos", hält Harald Hartung in seiner Besprechung von Bei Daos neuesten und im amerikanischen Exil entstandenen Gedichten fest. Nicht das Leiden Bei Daos an der Heimatlosigkeit sei geringer geworden, mutmaßt Hartung, auch seine moralisch unbeugsamen Positionen gegenüber der chinesischen Regierung habe der Autor nicht aufgegeben, aber sein Ton sei anders geworden: gedämpfter und persönlicher. Die Hoffnungen schwinden, es gilt gegen die Resignation anzuschreiben, folgert Hartung aus Bei Daos neuen Gedichten über das begonnene "Exil der Worte", ein Zustand, der für den Rezensenten bezeichnenderweise titelgebend als "post bellum" bezeichnet wird: also nach dem Krieg, was für Hartung aber auch bedeutet, dayy kein Frieden in Sicht sei. Offensichtlich hat der Übersetzer Wolfgang Kubin einige erläuternde Worte zu den Gedichten beigesteuert, wie etwa über die unterschiedliche Grammatik, die im Chinesischen Offenheiten zulässt, wo unsere Sprache Präzision verlangt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.06.2001

Manfred Papst räumt ein, dass es ihm schwer fällt, diese Gedichte zu beurteilen, was - wie er ausdrücklich betont - nicht an den Gedichten selbst liegt, sondern an der Edition. Denn gerade Bei Daos Lyrik lässt sich nach Papst nicht ohne Erläuterungen über "metrische Form und Metaphorik, über die Stilebene und den Umgang mit traditionellen Mustern und Regeln, über Anspielungen und Zitate" sowie Einflüsse verstehen. Zwar habe der Leser bisweilen den Eindruck, einzelne Bilder Bei Daos durchaus zu begreifen. Doch dies kann täuschen, warnt Papst. Ohne Hinweise und Erklärungen läuft die Lektüre und Interpretation der Gedichte nach Ansicht des Rezensenten auf ein "recht beliebiges Spiel" hinaus, weshalb ein Kommentar unbedingt erforderlich sei. Papst hat die biografischen Anmerkungen in diesem Band zwar durchaus zur Kenntnis genommen. Doch was das Verständnis der Gedichte betrifft, haben ihm diese Informationen nicht weitergeholfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.05.2001

In den Gedichten des chinesischen Dissidenten Bei Dao, der seit zwölf Jahren im Exil lebt, erscheint dem Rezensenten Hugo Dittberner der Autor - wie in früheren Werken auch - als ein moderner chinesischer Dichter im Zeitalter der Globalisierung, als eine Stimme der Weltliteratur, die es unfreiwillig nach Kalifornien verschlagen hat. Wehmut kennzeichnet die Verse des Dichters. Und trotzdem, so der Rezensent, sind sie Teil einer ungemein lakonischen, konzentrierten Poesie, die man selten antrifft. Heile Dichtkunst hat Dittberner hier nicht vernommen, oft fehle ein diskursiver Sinn, Abbreviaturen beherrschten bisweilen die Strophen. Die Gliederung, berichtet der Rezensent, ist chronologisch gehalten und spiegelt die Erkenntnisschübe des Autors wider. Vermisst hat Dittberner das Schöne an der Poesie. Mit Daos Gedichten müsse der Leser gleichsam wie der Autor im strengen und streng zu bestehenden Exil verweilen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2001

Der chinesische Regimekritiker Bei Dao ist für den Rezensenten Kurt Oesterle einer der letzten großen politischen Exilanten, da das politische Exil durch die Globalisierung von Heimat nicht mehr in der bekannten Form existieren wird. Selbst in China werden nur wenige Oppositionelle so rigide ferngehalten wie Bei Dao. Der Dichter lebt heute in den USA, ist aber nach Oesterles Einschätzung stark beeinflusst von europäischen Dichtertraditionen, von "Kafka, Sartre oder den Surrealisten". Vor diesem Hintergrund begreift er auch "Post bellum", den Titel des Gedichtbandes als eine "überdeutliche europäisch-lateinische Signatur". Daos Dichtung ist nach Meinung des Rezensenten keine auf allen Ebenen politische Dichtung, er schreibt keine "Exilgedichte im Brechtschen Sinne", vielmehr geht es bei ihm auch um "den Krieg ständiger Selbstbehauptung. Letztlich findet Oesterle den Grundton der Gedichte, bei aller Verlorenheit und Vereinzelung trotzdem eher "schwebend" als "düster".
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