Anuk Arudpragasam

Nach Norden

Roman
Cover: Nach Norden
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446273818
Gebunden, 320 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Anuk Arudpragasams Roman über die Nachwirkungen des Krieges und die Kraft der Sprache. Am Anfang zwei Nachrichten: Eine E-Mail von Anjum, einer Aktivistin, in die sich Krishan vor Jahren in Delhi verliebt hatte, und ein Anruf aus dem Norden Sri Lankas. Rani, die Haushälterin seiner Großmutter, ist mit gebrochenem Genick am Grunde eines Brunnens gefunden worden. Getrieben von der Sehnsucht nach einem anderen Leben und einer unterdrückten Trauer, tritt Krishan die Zugfahrt von Colombo in die vom Krieg zerrüttete Nordprovinz an. Je näher er seinem Ziel kommt, desto klarer nimmt er die brutale Geschichte seines Landes wahr, vor dessen Hintergrund sich in seinen Gedanken die Schicksale dreier Tamil-Frauen abheben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.12.2022

Ein thematisch wie sprachlich schwieriges und doch absolut beeindruckendes Stück Literatur hat Anuk Arudpragasam mit "Nach Norden" vorgelegt, ist sich Susanne Messmer sicher. Der Protagonist Krishan ist Sri Lankaner, verrät sie, einer, der in guten Verhältnissen aufgewachsen ist und, wie er meint, nichts mit dem Krieg zu tun hat, der lange Zeit im Norden des Landes schwelt. Dennoch interessiert er sich sehr für diesen Krieg, ein Interesse, das irgendwann zwanghaft zu werden scheint und für die Rezensentin eines der Hauptthemen des Buches zeigt: Das stete Changieren zwischen Nähe und Distanz. Der Autor gehe sehr behutsam mit seiner Sprache und seinem Material um, das sei zu gleichen Teilen Lektürearbeit und soghaft spannend. Messmer lobt, wie der Autor Politisches und die Frage nach persönlicher Betroffenheit neu verwebt und sieht den Roman auch als eine Erforschung der Sehnsucht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.11.2022

Auch mit seinem neuen Roman schafft es Anuk Arudpragasam den Bürgerkrieg in Sri Lanka und die Folgen für die Tamilen eindrücklich zu schildern, findet Rezensentin Lara Sielmann. In "Nach Norden" fährt Krishan mit dem Zug zu einer Beisetzung in der Hauptstadt Colombo. Die ehemalige Pflegerin seiner Großmutter ist gestorben. Zu Beginn der Reise erinnert er sich an skurile Momente zwischen den beiden, erzählt Sielmann. Je länger die Fahrt dauert, desto deutlicher wird ihm, wie viel Leid darin versteckt ist: Verursacht durch Lagerhaft, Folter, Vergewaltigung und Tod. Je tiefer sich Krishan in die Vergangenheit versenkt, desto deutlicher wird ihm, wie gefühllos er ist, erfahren wir. Arudpragsasam schafft es, schreibt Sielmann, die Leser an die Hand zu nehmen und die Geschichte Sri Lankas in anschaulichen Szenen zu erzählen, wobei Frauen und queeres Leben im Mittelpunkt stehen.