Antonio Tabucchi

Es wird immer später

Roman in Briefform
Cover: Es wird immer später
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446202245
Gebunden, 280 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Wir haben es mit keinem Briefwechsel zwischen zwei oder mehr handelnden Personen zu tun, sondern mit lauter Einzelbriefen, die -- mit einer einzigen Ausnahme - immer von Männern an mal ferne, mal nahe Frauen geschrieben sind. Jeder der Briefe erzählt eine Geschichte, die mal von erfüllter, mal von unerfüllter Liebe handelt, mal von Sehnsucht und mal von Überdruss, mal von Glück und mal von Enttäuschung, mal von einem zärtlichen Anfang und mal von einem bitteren Abschied.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.09.2002

Antonio Tabucchi hat sich "wieder einmal etwas Besonderes ausgedacht", jubelt Martin Krumbholz. Diesmal verwöhnt der Professor für portugiesische Literatur, verkündet der Rezensent, den Leser mit Liebesbriefen. Und zwar allesamt von Schreibern, die ihre große Liebe verloren haben - sei es durch den Tod oder durch Trennung. Allen Briefeschreibern gemein sei, berichtet der Rezensent, dass sie "eloquent", "reif" und "gebildet" sind und ihre Verflossenen mit diesen Briefen trotz aller Imagination ins Reale erheben, wobei "Groll, Reue, Sehnsucht und Trauer" neben "Klarsichtigkeit" und einer Desillusionierung "bis in die Haar- und die Eichelspitzen" stünde, schmunzelt Krumbholz. Der Tonfall wechsle, so der Rezensent, in diesen Briefen vom "Gepflegt-Melancholischen" bis hin ins "Burleske" und "Sarkastische". Die Lektüre dieser Zeilen sei zwar nicht immer leicht verdaulich, findet Krumbholz, aber "ungemein belebend und erhellend" und niemals "blutarm". Verschwiegen werde hier jedenfalls nichts, meint Krumbholz.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.08.2002

Ein alter Mann sitzt am Meer und schreibt Briefe an Damen. Morte und Amore. Ein Buch vom Enden also, aber ein schönes, wie Iris Radisch findet. Eines, in dem das Memento mori "keine Mahnung zur Umkehr, sondern eine Einladung zur Einkehr ist in ein gastfreundliches Buch, in dem die Liebe über die Zeit triumphiert". Da stört es naturgemäß nicht, dass sich das Buch nicht so recht einordnen lässt. Ein Briefroman, wie man denken könnte, ist es jedenfalls nicht, "weil die 18 Briefe keinerlei Zusammenhang haben, weder die Adressatinnen ... vielleicht nicht einmal der Absender sind je dieselben (sind)". Dass trotzdem der Eindruck "beinahe klassischer Geschlossenheit" entsteht, hat für Radisch damit zu tun, dass "Temperatur, Landschaft, Lebensalter und die Klangfarbe heiterer Vergeblichkeit" konstant bleiben. Was die Lektüre Tabucchis hingegen so angenehm macht, ist die "große Einfachheit", das Fehlen bildungsbürgerlicher Kraftmeierei und all dasjenige, was Radisch in ein großes Kompliment fasst: "Was es bedeuten mag, in einer Sprache zu schreiben, in der jedes Wort beinahe unverwandelt auch bei Dante, Petrarca oder warum nicht gleich Ovid stehen könnte, kann man ermessen, wenn man Tabucchi liest."

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