Antonio Lobo Antunes

Fado Alexandrino

Roman
Cover: Fado Alexandrino
Luchterhand Literaturverlag, München 2002
ISBN 9783630871196
Gebunden, 896 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann. "Fado Alexandrino", das "Schicksalslied über den portugiesischen Macho und die Wirren der Nelkenrevolution erschien im Original im Jahre 1983 und gehört zum Komplex der Portugal-Romane "Die Vögel kommen zurück", "Der Reigen der Verdammten" und "Die Rückkehr der Karavellen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2002

Große Worte findet der Rezensent Martin Luchsinger für diesen Roman, der einen tristen, desillusionierenden Abend beschreibt, den ein paar ehemalige Militärangehörige miteinander verbringen. Trotz vieler "äußerer Ereignisse im Großen und im Kleinen" verliere Lobos Antunes nie seine Mission aus den Augen, das Seelenleben seiner Protagonisten zu erkunden. Auch das Grundthema des Autors, das Luchsinger mit "geringer Glanz und großes Elend" umschreibt, hat der Rezensent hier gefunden. Antunes Hauptfiguren seien gescheiterte Gestalten, die "geballte Trostlosigkeit" verkörpern. Doch es ist nicht die tragische, gleichzeitig "banale wie kolportagehaft-dramatische Handlung", die dem Roman für Luchsinger seine großen Qualitäten verleiht, sondern der Erzählstil, der sich durch eine besondere Vielstimmigkeit auszeichne, durch einen "häufigen, oft von Satz zu Satz erfolgenden oder gar Sätze halbierenden Perspektivwechsel". Obwohl der Roman im Original schon vor fast zwanzig Jahren erschienen ist, also in einer früheren Schaffensphase des immer noch produktiven portugiesischen Schriftstellers, findet Luchsinger, dass er "ein Niveau existenz- und weltumfassenden Schreibens erreicht hat", das kaum noch zu überbieten ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.05.2002

Rezensent Alexander Kissler ist beeindruckt von diesem fünften Roman des Portugiesen Antonio Lobo Antunes und nennt das Buch ein "soghaftes Frühwerk" und eine "faszinierende Reise in die gedankenschwere, derbe und meist fugendicht verschlossene Welt unter der Schädeldecke". Kein leichter Tobak ist es, dieses Buch zu lesen, handelt es doch von "der Endlosschleife aus Enttäuschung, Erwartung und Widerwille". Doch den Stil und die Ausdruckskraft des Autoren findet Kissler so eindrucksvoll, dass er sich der Geschichte über vier Heimkehrer aus den portugisischen Kolonien nicht entziehen will. Nach seiner Meinung hat der Autor mit diesem Buch sein "dem Umfang wie dem Gehalt nach gewichtigstes Buch" geschrieben und diese Schwere und Gewichtigkeit ist auch nicht weiter erstaunlich, denn das Thema handelt von nichts geringerem als dem "Menschen auf dem Weg zu seiner Auflösung".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Martin Lüdke hat sich definitiv dem Portugiesen Antonio Lobo Antunes ergeben, deswegen schreckt ihn auch nicht der komplizierte Stil dieses Buches, das nun, 20 Jahre nach seinem Erscheinen, erstmals ins Deutsche übersetzt wurde. Die Sprecher, warnt der Rezensent, fünf Veteranen des Kolonialkrieges, wechseln in ihren Erzählungen über kaputte Ehen, berufliche Niederlagen, politische Veränderungen erst abschnittsweise, am Ende satzweise, ohne Bezug zueinander. Schwere Kost also, aber befriedigend, wie Lüdke versichert: Durch Antunes' präzises Verfahren der gewollten Unschärfe gingen nicht nur die Menschen und Schicksale in die Erinnerung des Lesers ein, sondern weit mehr: "Das kommunikative Gedächtnis der portugiesischen Gesellschaft". Einen Rat hat der Kritiker noch parat für den Leser: Man solle den Roman unbedingt, aber in einem Stück durchzulesen. Denn "wenn man nicht 'dran' bleibt, muss man immer wieder von vorn anfangen".