Alexander Nützenadel

Stunde der Ökonomen

Wissenschaft, Politik und Expertenkultur in der Bundesrepublik 1949-1974
Cover: Stunde der Ökonomen
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783525351499
Kartoniert, 427 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Nützenadel untersucht die Rolle der Ökonomen in der Bundesrepublik von ihrer Gründung bis zur Ölkrise von 1974 und erklärt, warum und wie die Ökonomie in den Nachkriegsjahrzehnten zur Leitwissenschaft der Bundesrepublik aufsteigen konnte. Der wirtschaftliche Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg hat das politische Selbstverständnis Westdeutschlands in hohem Maße geprägt. "Wachstum" und "Stabilität" avancierten zu Leitbegriffen, die wissenschaftliche Theorien, gesellschaftliche Diskussionen und politisches Handeln bestimmten. Zugleich gewann ökonomisches Wissen an Bedeutung. Politiker und Wirtschaftsführer griffen immer häufiger auf die Expertise der Ökonomen zurück; in den Medien expandierte die Wirtschaftsberichterstattung. Alexander Nützenadel verfolgt die Entwicklung der westdeutschen Nationalökonomie nach 1945, die Entstehung der modernen Politikberatung und die "Verwissenschaftlichung" der Politik bis in ihre Krise seit Ende der sechziger Jahre, als die Steuerungsfähigkeit wirtschaftlicher Prozesse an ihre Grenzen stieß.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2006

Aufschlussreich erscheint Rezensent Philip Plickert diese Habilitationsschrift des Kölner Historikers Alexander Nützenadel über die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaftslehre zwischen 1949 und 1974. Deutlich wird für Plickert die schon früh einsetzende Ablösung ordoliberaler Ideen durch keynesianisches Gedankengut sowie der damit verbundene Aufstieg von wissenschaftlicher Expertenkultur und Planbarkeitsdenken. Er attestiert dem Autor, die Zeit des Aufstiegs der keynesianischen Makroökonomie gründlich zu schildern und zu analysieren. Ihr Scheitern in den Jahren 1969 bis 1974 bleibt demgegenüber zu seinem Bedauern unterbelichtet. Auch die Kritiker des interventionistischen Planungsdenkens werden bei Nützenadel seines Erachtens nicht hinreichend gewürdigt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2006

Als "umsichtig argumentierende, kenntnisreiche und quellengesättigte Studie" würdigt Rezensent Andreas Rödder dieses Buch über Expertenkultur und Politikberatung in der frühen Bundesrepublik, das Alexander Nützenadel hier vorgelegt hat. Er betrachtet die von Nützenadel untersuchte Verwissenschaftlichung der Politik in der jahrzehntelangen Boomphase nach dem Zweiten Weltkrieg im Kontext des Phänomen einer allgemeinen "Modernisierungsideologie" in den Nachkriegsjahren, die er mit dem Zusammenbruch des Weltwährungssystems und der ersten Ölpreiskrise 1973 ihr jähes Ende fand. Rödder kritisiert, dass Nützenadel seine Studie - entgegen dem Titel - faktisch nur bis ins Jahr 1969 führt. Auf die Zeit der sozialliberalen Koalition bis 1974 gehe er dagegen nur mit einem "allzu knappen Ausblick" ein. Das findet Rödder sehr bedauerlich, vor allem weil die Expertenkultur der Bundesrepublik gerade in diesen Jahren sowohl ihren höchsten Gipfel als auch ihren tiefen Sturz nach dem Ende des Nachkriegsbooms 1973/74 erlebte.
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