Alan Gratz

Vor uns das Meer

Drei Jugendliche. Drei Jahrzehnte. Eine Hoffnung (Ab 12 Jahre)
Cover: Vor uns das Meer
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446266131
Gebunden, 304 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Meritxell Janina Piel. Drei Jugendliche, drei Jahrzehnte, eine Hoffnung: ANKOMMEN. Drei Fluchtgeschichten von 1939, 1994 und 2015. Wenn das eigene Zuhause zu einem Ort der Angst und der Unmenschlichkeit wird, ist es kein Zuhause mehr. Josef ist 11, als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und leidet Hunger - auch sie begibt sich auf eine gefährliche Reise in das verheißungsvolle Amerika. Und der 12-jährige Mahmoud verlässt im Jahr 2015 seine zerstörte Heimatstadt Aleppo, um in Deutschland neu anzufangen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2020

Fridtjof Küchemann bedauert, dass Alan Gratz in seinem Buch gleich über drei Schicksale junger Flüchtlinge erzählt. Statt eines mit mehr Tiefe zu erkunden, reiht der Autor die Geschichte einer Flucht aus Syrien 2015 an die einer Flucht aus dem kommunistischen Kuba 1994 und an eine weitere aus Nazideutschland 1939, erläutert Küchemann. Damit offenbart Gratz die eigene literarische Überforderung, meint der Rezensent, die sich für Küchemann auch in der Knappheit der Mittel zeigt. Dass Gratz für die Verzweiflung seiner jungen Helden exakt dieselben Worte wählt, scheint Küchemann dürftig. Hätte der Autor mehr auf Einfühlung und "emotionale Zeichnung" gesetzt und weniger auf Cliffhanger, das Buch hätte für den Rezensenten an Überzeugungskraft gewonnen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2020

Rezensentin Martina Scherf empfiehlt wärmstens dieses Jugendbuch von Alan Gratz, der hier drei Kinder aus drei Ländern und drei Epochen auf ihren Fluchtwegen begleitet. Erzählt werden die Geschichten von Josef, der mit seinen jüdischen Eltern aus Nazi-Deutschland in die USA flieht, von Isabel, die mit ihrer Familie in den Neunzigern aus Kuba Richtung Florida flieht und von Mahmoud aus Syrien, der mit seinen Eltern und kleinem Geschwister zu Fuß und per Boot nach Deutschland aufbricht. Wie Gratz die Geschichten verknüpft und in nachhallenden Bildern das Gemeinsame der Schicksale herausarbeitet, findet Scherf bemerkenswert. Ein wichtiges Buch gegen Rassismus, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.02.2020

Rezensentin Sylvia Schwab ist bewegt und beeindruckt von der Wucht, die Alan Gratz' Jugendroman entfalte. Der Autor, der schon viele Jugendbücher über politisch relevante Themen geschrieben hat, wie Schwab erklärt, erzählt hier parallel die Fluchtgeschichten dreier Jugendlicher: Josef flieht im Jahre 1939 vor den Nazis nach Kuba, Isabel 1994 vor Fidel Castro nach Florida, und Mahmoud 2015 vor dem Syrienkrieg nach Deutschland. Dadurch, dass Gratz dabei kein Einzelschicksal herausgreife und verschiedene Zeiten beleuchte, gelinge es ihm, das schreckliche Phänomen Flucht an sich zu erfassen, lobt Schwab. Einzig die jeweiligen politischen Hintergründe könnten durch die Auffächerung nicht genügend ausgeführt werden und bleiben so besonders für junge Leser mitunter etwas "unvermittelt", merkt sie an. Insgesamt aber ein politisch aktueller und vor allem auch "fesselnder" Roman, der im Nachwort zudem explizit zur Flüchtlingshilfe aufrufe, lobt sie abschließend.