Heinz Rein

Finale Berlin

Roman
Cover: Finale Berlin
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2015
ISBN 9783895614835
Gebunden, 760 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Fritz J. Raddatz. April 1945, die letzten Tage der Reichshauptstadt Berlin: Während die Bomben fallen, verteidigt das letzte militärische Aufgebot die Nazi-Herrschaft. In den Flüchtlingskolonnen und unter den sich auflösenden deutschen Heereseinheiten fahnden Sicherheitsdienst und Gestapo immer noch nach Juden, Oppositionellen und Deserteuren. Das Misstrauen der Menschen untereinander ist groß: Jeder könnte ein Verräter sein. Inmitten des Chaos sucht der junge Soldat Joachim Lassehn verzweifelt ein Versteck. Friedrich Wiegand, ein im KZ gefolterter Gewerkschafter, versucht durch Sabotageakte das Kriegsende zu beschleunigen. Der Arzt Walter Böttcher hilft Untergetauchten, in der Illegalität zu überleben. Und die Kneipe von Oskar Klose ist der konspirative Treffpunkt einer kleinen Widerstandsgruppe, der die SS auf der Spur ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2015

Selten, vielleicht sonst nur bei Kempowski, hat Wolfgang Schneider derart sprachmächtig, intensiv, anschaulich und beklemmend das Inferno und die Atmosphäre der Angst in Berlin während der letzten Kriegstage geschildert bekommen. Heinz Reins Roman ist für ihn eine echte Wiederentdeckung. Sprachlich an den Expressionismus angelehnt, mit loser Dramaturgie, ist der Text für den Rezensenten allerdings weniger ein "auf Papier gedrehter Film", wie Fritz J. Raddatz im Nachwort schreibt, sondern durchaus ein "romanhafter Diskurs" über den NS-Staat. Von Kahlschlag keine Spur, meint Schneider, dafür staunt er über eine etwas unrealistische Debattenfreudigkeit der Figuren, die ihm das Aroma eines politischen Bildungsromans vermitteln.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.04.2015

Voller Risse und Schründe, aber gerade darum überzeugend und zu Unrecht vergessen findet Rezensent Claus-Ulrich Bielefeld diesen 1947 entstandenen Roman von Heinz Rein. Der Autor gibt sich laut Rezensent als Chronist der letzten Kriegstage in Berlin und entfaltet ein Panorama des Untergangs, das die Kraft eines Goya hat, wie Bielefeld versichert. Darüber hinaus sucht der Autor, die ideologische Gemengelage in der Stadt abzubilden, indem er Kommunisten, Sozialdemokraten und Verschwörer in einem Krimiplot zusammenführt, wie der Rezensent erläutert. Eindrücklicher als das aber ist für Bielefeld der Furor des Erzählens, der unterschiedliche Haltungen und Perspektiven einnimmt, mal chronologisch, mal spannungsgeladen oder dokumentarisch mittels Radiomeldungen und Flugblättern vorgeht. Eine unmittelbare Wucht geht von dem Text aus, die den Rezensenten begeistert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2015

Jens Bisky ist total von den Socken. Dass Heinz Reins Berlin- und Antikriegsroman 70 Jahre nach Kriegsende neu erscheint, um neben Falladas "Jeder stirbt für sich allein" seinen Platz zu behaupten und neue Leser zu finden, scheint ihm einem Wunder gleichzukommen. Fritz J. Raddatz für sein Engagement für das Buch dankend, zählt Bisky begeistert die scharf gefassten Charaktere dieser in den letzten Tagen der Reichshauptstadt spielenden Deserteursgeschichte auf: Mitläufer, Feiglinge, Verfolgte und Illegale, kurz: "Leute wie du und ich", die sich in den Luftschutzkellern drängeln und auf das Feuer der Roten Armee horchen. Die eigentliche Stärke des Textes aber liegt für Bisky in seiner sprachlichen Rohheit, einer raffinierten Spannungsdramaturgie und einem reportagehaften, den Leser packenden Wirklichkeitszugriff. Als Zeitdokument, Reportage und Spannungsroman überzeugt das Buch den Rezensenten gleichermaßen. Den Terror der Nazis und Fragen nach der bedingungslosen Gefolgschaft geht der Autor laut Bisky mit soziologisch geschultem Blick und beeindruckenden Schilderungen auf den Grund.
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