Xu Yong

Negatives

Cover: Negatives
Kettler Verlag, Dortmund 2015
ISBN 9783862065295
Gebunden, 80 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Mit texten von Shu Yang. Bis heute werden die Ereignisse, die in der westlichen Welt als "Tienanmen-Massaker" bekannt wurden, im chinesischen Sprachgebrauch als "Zwischenfall vom 4. Juni" verharmlost. Der Fotograf Xu Yong, damals 35 Jahre alt, befand sich 1989 unter den Protestierenden und bannte mit seiner Kamera die tumulthaften Szenen auf Celluloid. 25 Jahre lang lagerten die Negative in Yongs Archiv, bis er sie 2014 in einem Buch veröffentlichte. Yong verzichtete auf eine Bearbeitung der Bilder. Das Buch reproduziert die farbverkehrten Negative; erst durch die Farbumkehr-Funktion des Handys oder Tablets lassen sich die Aufnahmen dechiffrieren. Yong liefert so einen gespenstischen und zugleich unverfälschten Blick auf die Ereignisse. Bis heute verhindern die chinesischen Zensurbehörden den Vertrieb des Buches. Nur wenige Exemplare haben ihren Weg ins Ausland gefunden, die meisten wurden vom chinesischen Zoll vernichtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2016

Denkbilder voller Trauer, aber auch Hoffnung entdeckt Rezensent Mark Siemons in den Fotos, die der chinesische Fotograf Xu Yong 1989 von den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens gemacht hat. Lange unter Verschluss, erscheinen sie nun laut Siemons als eine Art Kassiber. So jedenfalls empfindet der Rezensent es, wenn er der vom Urheber vorgeschriebenen Betrachtungsprozedur folgt, sein iPhone benutzend und die Farben umkehrend. Auf die Weise erst werden die Bilder scharf und blass farbig, meint Siemons. Dass diese Veröffentlichungsweise einen politischen Hintergrund hat und nicht nur einen ästhetischen, wird Siemons spätestens klar, wenn er Yongs Kommentare liest. Verdrängung, Repression und Gefahr werden für ihn unmittelbar spürbar.
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